Money, Money, Money: Sophia Matthäi lernt Bankkauffrau bei der Sparkasse Hildesheim. Die Arbeit am Schalter gehört zur Ausbildung dazu. Foto: Stumpe
Text: Viktoria Hübner
Sie zählt zu den Top Ten der beliebtesten Ausbildungsberufe: die Lehre zur Bankkauffrau. „Kind, geh’ doch in die Bank, da hast du was Solides“, diesen Ratschlag bekam auch Sophia Matthäi von ihren Eltern. Einen Wink, den die 21-Jährige beherzigte. Seit August 2011 macht sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Sparkasse Hildesheim. Doch das alte Bild der staubigen Geldwechsler ist passé, sagt sie. „Inzwischen sind aus den steifen Bankern von damals flexible Finanzdienstleister geworden.“
Zweieinhalb Jahre dauert die Ausbildung. An Bewerbern mangelt es der Sparkasse Hildesheim nicht. 25 Ausbildungsstellen vergibt das Bankhaus jedes Jahr, darauf kommen 300 bis 400 Bewerber.
Wer einen der Plätze ergattert, lernt in der Ausbildung die Grundlagen des Geldgeschäfts kennen. Nach ihrem Abitur am Wirtschaftsgymnasium der BBS Alfeld fing Sophia Matthäi in der Geschäftsstelle Lamspringe an: am Schalter. Dort lernte die junge Frau aus Föhrste, wie man Konten eröffnet, Bankkarten sperrt, bei Auslandsüberweisungen hilft oder den Kassenbestand prüft – das war ein halbes Jahr lang ihr täglich Brot. Erfahrenen Kollegen schaute sie bei Beratungsgesprächen über die Schulter, guckte sich den Umgang mit Kunden ab und übte, übte, übte.
Was folgte, waren Einsätze in nahezu jeder Abteilung der Sparkassendirektion Alfeld und der Sparkasse Hildesheim. Am besten hat es der 21-Jährigen bei den Gewerbekundenberatern gefallen. „Dort kriegt man Einblicke in die Bilanzen der Unternehmen und sieht, was für Investitionspläne eine Firma hat“, berichtet sie. Alles streng geheime Informationen, die nicht nach außen dringen dürfen.
„Es braucht ein hohes Maß an Diskretion“, betont Sophia Matthäi. Interna nach Feierabend an Familie und Freunde ausplaudern gehe gar nicht. Selbst unter Kollegen gelte das Bankgeheimnis. Für die angehende Bankkauffrau kein Problem: „Ich will ja auch nicht, dass jemand über meine finanzielle Situation spricht.“
In der Immobilienabteilung beschäftigte sich die gebürtige Hannoveranerin mit der Finanzierung von Häusern und Wohnungen. Dazu gehört auch, mit Maklern und Kunden die Objekte zu besichtigen. „Spannend“, sagt sie. Obwohl ihr das Jonglieren mit Zahlen eher liege, als das Vermitteln der Gebäude.
Nicht gerade Sophia Matthäis Lieblingsthema: die Wertpapierspezialberatung. Dort müssen die Mitarbeiter in Sachen Börse und der Entwicklung des Deutschen Aktienindex (DAX) auf dem neuesten Stand sein. „Hier ist fundiertes Fachwissen gefragt“, weiß sie.
Ebenso wie im Vermögensmanagement, wo Experten sich um das Kapital wohlhabender Kunden kümmern. „Diese bekommen Tipps zu steuerlichen Vorteilen oder zu Anlageoptionen.“ In der Kreditanalyse prüfte sie die Darlehen der Gewerbekunden, im Marketing entwarf sie kreative Texte für Flyer und Broschüren.
Viel Know-how in relativ kurzer Zeit musste sich Sophia Matthäi aneignen. „Ich musste mehr lernen als im Abitur“, gibt sie zu. Doch ihr gefällt der Job.
Auch wenn es sie anfangs Überwindung gekostet habe, den Kunden von sich aus anzusprechen, um ihn etwa auf Angebote hinzuweisen. Ihre Scheu hat sie abgelegt. Denn: „Viele Leute sind einfach nur froh, wenn man ihnen hilft“, berichtet sie. Wichtig sei es daher, sich ausführlich über den Menschen und seine Situation zu informieren. Nur so könne sie ihm etwa in Sachen Altersvorsorge oder Schutz vor Lebensrisiken wie Berufsunfähigkeit einen passenden Finanz-Fahrplan entwerfen. Flexibel halt, und keine „Nullachtfünfzehn-Beratung“.
„Man muss Spaß am Umgang mit Menschen haben, Eigeninitiative zeigen, freundlich und teamfähig sein“, zählt sie die Eigenschaften auf, die für den Beruf ihrer Meinung nach wichtig sind.
Teamwork und der Umgang mit Menschen werden schon vor der Einstellung in Auswahlverfahren getestet, in sogenannten Assessment-Centern. In Rollenspielen und Gruppenarbeit müssen die Bewerber zeigen, wie kommunikativ sie sind und wie sie mit schwierigen Sachlagen klar kommen. Zu der Arbeit in den verschiedenen Filialen stehen noch fünf Blöcke Schulunterricht à sechs Wochen in der Friedrich-List-Schule auf dem Plan.
Neben internen Fortbildungen und Fachseminaren steht den Bankkaufleuten der Weg schließlich zu einem Abschluss als Sparkassenfachwirt oder Betriebswirt offen – und damit die Chance, die Karriereleiter zu erklimmen.
Für den Weg nach oben ist jedoch eine Sache immer zu beachten: der Dresscode. Seriöse Kleidung ist in der Branche ein Muss – Männer im Anzug, Frauen in Kostüm, Hosenanzug oder mit Hemd und Blazer. Hauptsache schick. Eine Umstellung für Sophia Mätthai: „Ich musste auch erst einmal einkaufen gehen.“ Gibt Schlimmeres, sagt sie schmunzelnd.
Ausbildungsberuf
Bankkaufmann/-frau
Ausbildungsdauer
2,5 Jahre
Schulabschluss
(Fach-)Abitur oder erweiterter Realschulabschluss
Vergütung
1. Ausbildungsjahr: 752 bis 766 Euro
2. Ausbildungsjahr: 809 bis 826 Euro
3. Ausbildungsjahr: 865 bis 885 Euro
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