Im Zuge der Corona-Krise verfolgte die Öffentlichkeit gebannt die Situation in den Krankenhäusern. Können die Kliniken die Zahl der Covid-Patienten bewältigen? Können Sie ihnen helfen? Und wie geht es eigentlich den Beschäftigten dabei? Das war in Hildesheim nicht anders. Ein Interview mit Prof. Georg von Knobelsdorff, Ärztlicher Leiter am St. Bernward Krankenhaus, und Dr. Michael Hamm, Leiter der Lungenklinik des Helios Klinikums.
■ HAZ: Eine Überlastung der Intensivstationen war die größte Sorge in der CoronaKrise, vor allem dazu dienten viele Schutzmaßnahmen. Gab es eine Phase, in der Sie Sorge hatten, Sie könnten die Situation nicht mehr bewältigen?
Von Knobelsdorff: Es gab eine Phase, in der wir sieben bis acht Beatmungs-Patienten hatten. Da wussten wir schon, jetzt sind wir an der Kante. Zumal viele Patienten hinzukamen, die nicht mehr infektiös waren, aber an den Folgen der Covid-Erkrankung litten und teils lange auf der Intensivstation bleiben mussten. Da stand uns die Intensivstation insgesamt nur noch halb zur Verfügung für das normale Notfallgeschehen, planbare Operationen wurden verschoben. Eine weitere deutliche Zunahme hätte uns in den Ausnahmemodus gebracht. Aber dann stabilisierte sich die Lage.
Hamm: Das kann ich bestätigen. Heikel war die Zeit nach Weihnachten, als die Infektionszahlen erheblich stiegen. Kurzzeitig hatten wir 35 Covid-Patienten, sieben davon auf der Intensivstation. Wenn das so weitergegangen wäre, hätten wir Schwierigkeiten bekommen. So kam es aber Gott sei Dank nicht. Wir konnten sogar einen Arzt an ein anderes Krankenhaus ausleihen, dessen Lage kritischer war.
■ HAZ: Ein Problem dürfte auch gewesen sein, dass es vor Beginn der Impfungen immer wieder Ausbrüche innerhalb der Belegschaften gab. Wie kam es dazu?
Hamm: Das war vor allem in der Anfangszeit so, da kam es teilweise durch Unachtsamkeiten zu Infektionen. Das führte auch mal kurzzeitig zu personellen Engpässen. Es gab dann aber eine Lernkurve, das hat sich so später nicht mehr wiederholt, weil dann die Hygienemaßnahmen sehr konsequent eingehalten wurden.
Von Knobelsdorff: Hauptquelle für Infektionen waren zunächst die Sozialräume, weil sich die Beschäftigten da in den Pausen auch mal ohne Maske unterhalten haben, die Vorgaben sozusagen unterschritten wurde. Doch das hat sich dann schnell gebessert. Ansteckungen durch Patienten waren eher die Ausnahme und oft unglücklich, wenn mal jemandem die Maske verrutscht ist und der Patient gerade in dem Moment gehustet hat, zum Beispiel. Die Maske war und ist von allen Hygienemaßnahmen bei weitem die wichtigste. Hamm: Ja, die Kaffeeräume waren am Anfang ein Problem.
■ HAZ: Was haben Sie im Lauf des Jahres über die Therapie von Covid-Patienten gelernt?
Von Knobelsdorff: Medikamente waren wenig effektiv, eine gewisse Wirkung hat Cortison. Gut war, dass es zu den virusbedingten Lungenerkrankungen kaum bakterielle Infektionen zusätzlich gab. Deshalb haben wir die meisten Patienten gut durch die Beatmungsphase bekommen, die Erkrankungen konnten abheilen.
Hamm: Cortison (Dexamethason) war der wesentliche Punkt bei der medikamentösen Behandlung. Einiges gelernt haben wir auch bei der Beatmungs-Strategie, wobei schwere Verläufe kaum zu beeinflussen waren. Personalintensiv ist es, Beatmungspatienten auf den Bauch und wieder zurück zu drehen. Da haben wir viele Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen geschult, das war klasse.
■ HAZ: Wie war die Stimmung in den Belegschaften: Herrschte Angst vor, oder eher so ein „Jetzt erst recht!“?
Hamm: Die Einsatzbereitschaft war groß. Wegen der sich oft ändernden Regeln war viel Kommunikation nötig, aber Angst habe ich nicht wahrgenommen.
Von Knobelsdorff: Viele haben gesagt: Das ist unser Beruf, wir wollen das jetzt angehen! Das habe ich in meiner ganzen medizinischen Laufbahn nie so explizit gehört, das hat mich stolz gemacht. Wichtig war, dass wir gemerkt haben, die Schutzmaßnahmen wirken, dadurch gab es keine Angst.
■ HAZ: Wie haben sich die Hildesheimer im Verlauf der Pandemie verhalten. Haben Sie sich unterstützt gefühlt?
Von Knobelsdorff: Im März 2020 konnte kaum jemand glauben, was da passiert. Im April klappte es super, dann gab es den Aha-Effekt: Wir haben uns an die Regeln gehalten, und der Sommer war fast corona-frei. Im September hat man gemerkt, dass die Leute wie verrückt waren, sehr nachlässig. Im Oktober und November waren Gesellschaft und Politik leider nicht so konsequent wie im Frühjahr. Mit mehr Disziplin hätte die zweite und dritte Welle verhindert werden können.
■ HAZ: Hat das Wetter dabei gar keine Rolle gespielt, das im Frühjahr das Abflauen der Corona-Infektionen mit ermöglicht, im Spätherbst aber auch den Wiederanstieg zumindest begünstigt haben dürfte?
Hamm: Es ist vielleicht eine Kombination aus beidem. Ich denke aber auch, dass vor Weihnachten viele die Pandemie nicht mehr richtig ernstgenommen haben, und dass das den massiven Anstieg der Infektionszahlen im Winter klar mit verursacht hat.
■ HAZ: Bekommen wir die Pandemie mit den Impfungen in den Griff?
Von Knobelsdorff: Ich war von Beginn an ein großer Verfechter des Impfens und bin nach wie vor davon überzeugt. Der Einfluss auf das Sinken der Infektionszahlen ist enorm. Allerdings war es nicht glücklich, die Priorisierung so früh aufzuheben. Dadurch hat es noch einige im Alter um die 50 mit schweren Verläufen erwischt, das hätte man verhindern können.
■ HAZ: Man tritt Helios und BK nicht zu nahe, wenn man sie als Konkurrenten bezeichnet. Gab es im Kampf gegen die Pandemie dennoch eine Zusammenarbeit?
Von Knobelsdorff: Absolut! Es gab ein- bis zweimal pro Woche Videokonferenzen zusammen mit der Leiterin des Gesundheitsamtes, einen sehr offenen Austausch über Strategien und Besonderheiten. Die Absprachen haben immer wieder gut funktioniert. Auch, wenn ein Haus mal besonders belastet war, dass man sagen konnte: Nehmt ihr mal ein paar Tage lang die neuen Fälle.
Hamm: Ja, das hat super geklappt!
■ HAZ: Wie ist Ihr Zwischenfazit?
Hamm: Wir haben viel gelernt und gute Strukturen aufgebaut. Corona wird immer mal wieder aufploppen, aber ich sehe uns gewappnet.
Anmerkung: Das Gespräch fand Mitte Juni 2021 statt.
Lassen Sie sich gut beraten:
Helios Klinik Bad Gandersheim, Orthopädie und Unfallchirurgie
Albert-Rohloff-Str. 2
37581 Bad Gandersheim
Telefon: 05382 - 7021134
Praxis am PVH
Hindenburgplatz 3
31134 Hildesheim
Telefon: 05121 - 33497
Ärztehaus am Bahnhofsplatz
Bahnhofsplatz 5
31134 Hildesheim
Helios Patientennachsorge Hildesheim
Galgenbergblick 2-4
31135 Hildesheim
Telefon: 05121 - 2829220
Telefax: 05121 - 2829229
E-Mail: patientennachsorge.hildesheim(at)helios-gesundheit.de
AMEOS Klinikum Hildesheim
Goslarsche Landstr. 60
31135 Hildesheim
Telefon: 05121 - 1030
Internet: http://ameos.eu/hildesheim
E-Mail: info(at)hildesheim-ameos.de
Johanniter-Krankenhaus Gronau
Johanniterstr. 1-3
31028 Gronau
Telefon: 05182 - 5830
AMEOS Klinikum Alfeld
Landrat-Beushausen-Str. 26
31061 Alfeld
Telefon: 05181 - 7070
Internet: http://ameos.eu/alfeld
E-Mail: info(at)alfeld.ameos.de
Vinzentinum Langelinienwall (MVZ)
Langelinienwall 7
31134 Hildesheim
E-Mail: dialyse(at)bernward-khs.de
Vinzentinum Treibestraße (MVZ)
Treibestr. 11
31134 Hildesheim
Medicinum Facharztzentrum Hildesheim
Goslarsche Landstr. 19
31135 Hildesheim
Telefon: 05121 - 91290
Brandes & Diesing Reha-Vitalcentrum
Kurt-Schumacher-Str. 46
31139 Hildesheim
Telefon: 05121 - 294100
Internet: http://www.brandes-diesing.de
Brandes & Diesing Reha-Vitalcentrum
Osterstr. 5
31134 Hildesheim
Telefon: 05121 - 17070
Internet: http://www.brandes-diesing.de
Brandes & Diesing Reha-Vitalcentrum
Leinstr. 23
31061 Alfeld
Telefon: 05181 - 91140
Internet: http://www.brandes-diesing.de
Medicinum Facharztzentrum Hildesheim
Goslarsche Landstr. 19
31135 Hildesheim
Telefon: 05121 - 91290