An dem alten Backsteinhaus rankt eine Hortensie, zum Eingang führt eine Freitreppe mit schmiedeeisernen Geländer: Wer vor dem Praxisgebäude von Dr. Katja Liebrecht-Schüller ganz in der Nähe des Bantelner Bahnhofs steht, fühlt sich ein bisschen an Landarztromantik aus dem Fernsehen erinnert.
Doch mit Romantik hat die Arbeit als Landärztin meist weniger zu tun, eher mit harter Arbeit, 50-Stunden-Wochen und viel Verantwortung. Und doch sagt die 49- jährige Liebrecht-Schüller: „Das ist mein Traumjob. Die Entscheidung habe ich nie bereut.“ Dass sie dabei über das ganze Gesicht strahlt, sieht man trotz Maske. Dass Liebrecht-Schüller mal eine Arztpraxis auf dem Land übernehmen würde, war keineswegs vorbestimmt. Sie kommt aus Alfeld, wo sie auch ihren Realschulabschluss machte. Anschließend lernte die Bauerstochter an der Fachschule für ländliche Hauswirtschaft in Hildesheim, absolvierte schließlich eine Ausbildung zur examinierten Krankenschwester an den Krankenhäusern in Alfeld und Einbeck, die damals noch eine gemeinsame Krankenpflegeschule hatten.
Doch irgendwann zum Ende der Ausbildung hin habe sie sich dann die Frage gestellt: „Will ich das bis zum Ende meiner Tage machen?" Und die Antwort war ein eindeutiges Nein. So drückte sie mit 20noch einmal die Schulbank im Gymnasium Alfeld, machte ihr Abitur und begann 1995 ein Studium in Halle an der Saale, das sie später an der Medizinischen Hochschule Hannover inklusive Promotion beendete. Den internistischen Teil der Facharztausbildung absolvierte sie in Neustadt am Rübenberge. In der alten Heimat in Alfeld folgte dann der chirurgisch-orthopädische Teil der Ausbildung und in einer Praxis in Freden der allgemeinmedizinische Teil.
Dort arbeitete sie auch nach ihrem Abschluss als Fachärztin weiter. 2012 schließlich erfuhr Liebrecht-Schüller, dass der damalige Bantelner Hausarzt eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger suchte. Sie bewarb sich um den kassenärztlichen Sitz – und übernahm die Praxis am 1. April 2013. „Ich habe damit den Standort dieser Praxis gerettet“, sagt die 49-Jährige rückblickend. Weil ihr Vorgänger schon jahrelang nach einem Nachfolger gesucht hatte, wurde es ein fliegender Wechsel, eine intensive Einarbeitung gab es nicht. „Dadurch bin ich voll ins kalte Wasser gesprungen“, sagt Liebrecht-Schüller.
Und warum ist die Arbeit als Medizinerin auf dem Land nun ihr Traumjob? „Dieses Gefühl, dass ich angekommen bin, das habe ich hier.“ Sie könne ihre eigenen Entscheidungen treffen, sagt LiebrechtSchüller. Und sie sei auch nah an den Patienten, die sie berate und begleite. Teilweise habe sie drei Generationen einer Familie als Patienten. „Da muss ich nicht groß fragen, ob jemand familiär vorbelastet ist mit einer bestimmten Krankheit. Das weiß ich.“ Tatsächlich sei es viel Arbeit als Landärztin und eine 50-Stunden-Wochen keine Seltenheit. Aber zum einen könne man sich die Zeit recht frei einteilen. Und zum anderen empfinde sie manches gar nicht als Arbeit, wenn sie etwa abends auf der Terrasse noch Laborberichte studiert.
Es wird immer schwieriger, junge Medizinerinnen und Mediziner zu finden, die eine Praxis auf dem Land übernehmen wollen. Die Politik reagiert darauf unter anderem mit der Einrichtung von Regionalen Versorgungszentren, wie sie etwa in Alfeld und Baddeckenstedt geplant sind. Außerdem haben einige Länder schon eineLandarztquote eingeführt. Auch in Niedersachsen ist dies geplant. Ein bestimmter Anteil der Studienplätze wird dabei an Studierende vergeben, die sich bereits vorab verpflichten, später eine gewisse Zeit als Landarzt zu arbeiten.
Davon hält Liebrecht-Schüller nicht viel: „Ich finde es schwierig, die jungen Leute darauf festzunageln.“ Viel wichtiger sei es, die Rahmenbedingungen im ländlichen Raum zu verbessern: Breitbandversorgung, Kinderbetreuung auch am Nachmittag, allgemein eine gute Infrastruktur. Wenn solche Rahmenbedingungen stimmen und es von der Gemeindeverwaltung Unterstützung gibt, dann – so ist Liebrecht-Schüller überzeugt – werden sich auch wieder mehr junge Medizinerinnen und Mediziner für eine Tätigkeit auf dem Land entscheiden. So wie sie es einst getan und nie bereut hat
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Facharzt für Allgemeinmedizin
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