Die kleine Anna schreit wie am Spieß. Nur einen kurzen Moment hat die Mama nicht hingeschaut, da ist es schon passiert. Die Dreijährige greift nach dem Topf und schüttet sich das kochend heiße Wasser über. Schwere Verbrennungen an Kopf und Oberkörper sind die Folge. Die verzweifelte Mutter alarmiert den Rettungsdienst - all ihre Hoffnungen ruhen nun auf dem Notarzt. Gut, wenn gerade ein erfahrender Mediziner oder eine erfahrene Medizinerin Dienst hat, noch besser, wenn er oder sie Erfahrungen im Umgang mit solchen Verletzungen hat. Selbstverständlich ist das nicht. Im Prinzip kann jeder ausgebildete Arzt mit entsprechender Fortbildung Notarzteinsätze fahren. Und in der zeitlich begrenzten Fortbildung kommen im wahren Leben eben nicht alle medizinischen Notfälle vor. „Unser Notarztsystem ist grundsätzlich schon sehr gut“, sagt Dr. Stephan Düsterwald, leitender Arzt der Simulations- und Notfallakademie (SiNA) am Helios Klinikum in Hildesheim. Doch es gehe eben noch besser. Und genau da kommt SiNa ins Spiel.
Seit 2015 gibt es die Einrichtung, die sich um die Aus- und Weiterbildung medizinischen Personals kümmert, auf dem Klinikgelände an der Goslarschen Landstraße. Neben einem umfangreichen Fortbildungsprogramm mit dem Schwerpunkt Reanimation für alle Mitarbeiter der Klinik, gibt es zahlreichen Testszenarien für Fachärzte und Pflegepersonal – und die Ausbildung für Notärzte. SiNA ist der erste Anbieter in Niedersachsen bei dem angehende Notärzte einen Teil ihrer Ausbildung in simulierten Einsätzen absolvieren können. „Ausnahmsweise ist der Simulator dabei besser als das reale Leben“, sagt Düsterwald. Denn dank modernster Technik können die Mediziner dort mit Situationen konfrontiert werden, die sie bei wahren Einsätzen nur höchst selten erleben. „Aber wenn, dann haben sie die bei uns schon mal trainiert“, sagt Bastian Overheu, geschäftsführender Leiter der Einrichtung. Wie zum Beispiel im Falle der schweren Verbrennungen bei der kleinen Anna.
An lebensechten Puppen, die aus dem Regieraum zum Leben erweckt werden und denen sogar eine Stimme verliehen wird, oder schauspielenden Pflegekräften trainieren die Notärzte den Ernstfall unter nahezu realen Bedingungen. Zusammen mit den Rettungssanitätern werden sie mit einer Situation konfrontiert, zu der sie nur wenige Informationen haben. Sie müssen die Lage erfassen, eine medizinische Strategie und Medikamente festlegen, den Patienten beruhigen, Angehörige im Blick haben – und das alles so schnell wie möglich und so gut wie möglich. Zwar kostenicht jeder Fehler oder jede Unachtsamkeit einem Patienten gleich das Leben, „doch es geht ja auch darum, ihnen die größtmögliche Lebensqualität zu erhalten und da können schon Kleinigkeiten entscheidend sein“, sagt Overheu.
Computergesteuerte und kameraüberwachte Übungsräume sowie ein entsprechend ausgerüsteter Rettungswagen stehen für die Trainingseinheiten zur Verfügung. Overheu, Düsterwald und ihr Team haben für die jeweilige Situation das Drehbuch in der Hand, sorgen aus dem Regieraum auch für Unvorhergesehenes und Komplikationen. „Wie es auch im echten Leben sein kann“, schildert Düsterwald. Jeder Handgriff wird überwacht, gefilmt und im Nachgang besprochen. „Dabei geht es nicht darum, die Teilnehmer für eventuelle Fehler bloß zu stellen“, sagt Düsterwald. Vielmehr gehe es darum, die Teams zu animieren, mehr miteinander zu sprechen, sich immer gegenseitig zu informieren, es auch zu sagen, wenn man glaubt, dass eine Entscheidung nicht richtig ist. Hinterher nütze es niemandem mehr, wenn die Rettungssanitäterin beim Notarzt einen Fehler ahnte, sich aber nicht getraut hat, ihn darauf anzusprechen. Neben den medizinischen Handgriffen schulen die Simulationseinheiten auch die Teamarbeit.
Nicht nur angehende Notärzte und -ärztinnen stellen sich dem Simulator während der Ausbildung – sondern auch erfahrene Mediziner, um ihr Können zu trainieren. Und das sind längst nicht nur Helios-Ärzte. SiNA ist auch für das Personal anderer Kliniken, Rettungsdienstträger oder Praxen buchbar. In den Übungsräumen können Operations-Teams unter realen OP-Bedingungen alle denkbaren Eingriffe proben. Overheu ist froh, dafür eine Menge erfahrener Helios-Fachärzte aus der benachbarten Klinik an seiner Seite zu haben, die im Regieraum und bei der Nachbesprechung dabei sind. Wie Anästhesist Roman Wehry, der zur Hälfe in der Klinik und zur Hälfte bei SiNA arbeitet und dort mit seiner Erfahrung andere Kollegen unterstützt. Drei solcher Simulations- und Ausbildungszentren betreibt der Helios Konzern bundesweit. Neben Hildesheim sind Krefeld und Erfurt weitere Standorte. Warum sich der Konzern das leiste? „Weil am Ende alle profitieren – vor allen Dingen aber der Patient“, sagt Overheu.
Lassen Sie sich gut beraten:
Kurbetriebsgesellschaft mbH
Unterstr. 87
31162 Bad Salzdetfurth
Telefon: 05063 - 9000
Praxis Wegner im Medicinum
Goslarsche Landstr. 19
31135 Hildesheim
Telefon: 05121 - 9129210
PhysioMed im WORKOUT Med. Elze
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31008 Elze
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