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Demenz – wenn der Kopf nicht mehr mitspielt

Der Großvater sitzt am Tisch und spricht mit seinen Kindern und Enkeln. Auf einmal bricht er ab, erzählt von seiner Kindheit, von ganz frühen Abenteuern.

Zu Dr. Irmgard Nolte-Schlegel kommen viele Patienten, die sich Sorgen machen – oder die von Verwandten ermutigt wurden.

Der Großvater sitzt am Tisch und spricht mit seinen Kindern und Enkeln. Auf einmal bricht er ab, erzählt von seiner Kindheit, von ganz frühen Abenteuern. Dann davon, wie sehr er sich freut, wenn seine Kinder zu Besuch kommen würden – dass sie gegenüber sitzen, nimmt er in dem Moment nicht mehr war. Kurze Zeit später ist alles wieder normal, so scheint es. Er führt das Gespräch fort. Doch normal ist es nicht mehr, für keinen der Beteiligten. Eine Demenz birgt für die Betroffenen wie auch für die Angehörigen große Herausforderungen.

Um diese weiß Dr. Irmgard Nolte-Schlegel. Die Fachärztin für Neurologie arbeitet in der Praxis von Dr. Rainer Schütze, die demnächst ins Vinzentinum an den Langelinienwall umzieht. Zu ihr kommen Menschen, die sich um ihr Gedächtnis sorgen – oft gemeinsam mit Verwandten, die auf den Arztbesuch drängen.

„Den Angehörigen fällt es meistens eher auf“, sagt Nolte-Schlegel. Der verlegte Schlüssel, die vergessene Verabredung, all das können Indizien sein, zumindest bei häufigerem Auftreten. „Manche Menschen sind schon immer etwas zerstreut, das ist alles ok“, meint die Ärztin. „Kritischer wird es aber, wenn der Partner etwa sagt: ’Das habe ich dir doch schon dreimal gesagt’, man sich öfter verläuft oder man ständig Dinge verlegt“. Dann sollte man zum Arzt gehen, um den Grund herauszufinden und rechtzeitig eine Behandlung beginnen zu können.

Die Demenz selber ist nicht die Diagnose, eher ein Krankheitssymptom. „Es bezeichnet den krankheitsbedingten Verlust von verschiedenen Fähigkeiten unseres Gehirns“, erklärt Nolte-Schlegel. So leidet bekanntermaßen das Gedächtnis, jedoch auch die Orientiertheit, das Denkvermögen, die Fähigkeit zu Sprechen oder die Motorik des Menschen.

Die häufigste Ursache für eine Demenz ist die Alzheimer-Krankheit, die oft mit einer Demenz gleichgesetzt wird. Weitere Gründe können Depressionen, Schlaganfälle, Probleme mit der Nervenwasserzirkulation, Tumore oder ein Vitaminmangel sein. Die Demenz ist in der Regel eine Erkrankung des höheren Alters und die Wahrscheinlichkeit steigt mit den Jahren. „Über 40 Prozent der Über-90-Jährigen sind von einer Demenz betroffen“, sagt NolteSchlegel. Frühe Formen können in Ausnahmen auch bereits vor dem 50. Lebensjahr auftreten. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. „Und bei etwa fünf Prozent der Fälle ist es genetisch bedingt“, so die Fachärztin.

In vielen Fällen lässt sich eine Demenz zwar nicht heilen, aber verzögern oder abschwächen. „Eine gesunde Lebensführung hilft“, empfiehlt Nolte-Schlegel. So könne präventiv gegen eine Demenz vorgegangen werden. Dazu gehören körperliche Bewegung, die Kontrolle von Blutdruck, Zucker und Cholesterin, eine gesunde Ernährung und ganz besonders das Sozialleben. „Da muss man auch im Alter aktiv bleiben, um sich geistig zu fordern und Depressionen zu verhindern.“

Ist die Diagnose einmal da, geht es um Verständnis. Auf der einen Seite bei den Betroffenen. Auf der anderen Seite aber auch bei den Angehörigen, die sich in Foren oder Selbsthilfegruppen informieren können. „Da muss man lernen, sich in die innere Welt eines Demenzkranken reinzuversetzen“, sagt Nolte-Schlegel. „Man sollte nicht belehren oder zurechtweisen, sondern in einfachen klaren Worten auf Augenhöhe kommunizieren. Demente Menschen sind oft sehr sensibel.“ So würden Ausreden für das Vergessen gesucht, teils beginnt eine wahnhafte Suche nach Erklärungen für das Verschwinden „verkramter“ Gegenstände.

Verhaltensstörungen wie Aggressivität können schwierig sein“, sagt die Fachärztin, „treten aber nicht immer auf.“ Wenn die Erkrankung einmal akzeptiert ist, erlebe ich in meiner Praxis auch oft sehr glückliche Familien und Paare.“

Alte Ehepaare rücken in der Demenz oft noch stärker zueinander. „Wenn der Demenzkranke spürt, dass er den anderen stärker braucht, verstärkt das die Bindung: „Und das Emotionale gewinnt enorm an Bedeutung.“ Denn auch wenn Gesichter nicht mehr erkannt und Namen vergessen werden, bleibt die Emotion. „Eine liebevolle Geste merkt auch ein schwer dementer Mensch“, sagt Nolte-Schlegel.

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St. Bernward Krankenhaus Hildesheim

Treibestr. 9
31134 Hildesheim

Telefon: 05121 - 900