Während der Corona-Pandemie kamen weniger Menschen mit den Vorzeichen eines Schlaganfalls in die Kliniken Anzeige

Der Schlaganfall duldet keine Wartezeit

Ein leichter Schwindel aus heiterem Himmel, eine Lähmungserscheinung oder Doppelbilder – all das können Symptome für einen leichten Schlaganfall sein.

Prof. Dr. Frithjof Tergau, Chefarzt der Neurologie und klinische Neurophysiologie im St. Bernward Krankenhaus, rät, mit ersten Anzeichen eines Schlaganfalls sofort den Notruf zu wählen.

Ein leichter Schwindel aus heiterem Himmel, eine Lähmungserscheinung oder Doppelbilder – all das können Symptome für einen leichten Schlaganfall sein. Mitunter sind das nur die Vorboten für einen schweren Schlag in der Folge. Aus diesem Grunde raten Fachleute, wie Prof. Dr. Frithjof Tergau, Chefarzt der Neurologie und klinische Neurophysiologie im St. Bernward Krankenhaus, in solchen Fällen sofort ein Krankenhaus aufzusuchen, um Schlimmeres zu vermeiden. Viele Menschen mit derartiger Problematik tun dies in der Regel auch. Doch seit der CoronaPandemie stellt der Chefarzt einen erschreckenden Rückgang der Patientenzahlen fest. Etwa ein Viertel weniger Patienten begaben sich mit der Symptomatik ins Krankenhaus.

„Vor Corona sind die Menschen fürsorglicher für sich selbst gewesen“, erklärt Tergau. Auch die Hausärzte hätten schneller eine Überweisung in eine Klinik ausgefüllt, wenn ein Patient über Seh – oder Sprachstörungen oder plötzlichen Kraftverlust klagte. Und das war gut so. Denn bei den Anzeichen kann es sich um eine Durchblutungsstörung im Gehirn, eine transitorische ischämische Attacke (TIA), handeln. Auch wenn die Symptome wieder abklingen, sei die Konstellation die gleiche, die einen schweren Schlaganfall auslösen kann. Im Krankenhaus können die Ärzte die entsprechende Diagnostik anwenden und in der Regel Schlimmeres verhindern. „Bei einem Schlaganfall muss schnell gehandelt werden. In den ersten vier Stunden nach dem Anfall muss das Blutgerinsel im Gehirn aufgelöst werden“, erklärt Tergau. Wenn das betroffene Gewebe im Gehirn schnell wieder durchblutet wird, sterbe es nicht ab und die Chance, dass sich das Gehirn wieder erholt, sei größer. Das bedeutet, dass das Sprachzentrum oder der Bewegungsapparat nicht dauerhaft geschädigt wäre. Tergau sei es lieber, dass Patienten mit ähnlichen Symptomen ins Krankenhaus kommen und dann festgestellt werde, dass etwa ein eingeklemmter Nerv für die Störung verantwortlich ist, als dass die Menschen gar nicht kommen.

Das Motto „Wird schon nicht so schlimm sein“ oder „Was von alleine kommt, geht auch von alleine“ ist bei dieser Krankheit nicht angebracht. Dennoch gab es im Corona-Jahr bundesweit 10 bis 25 Prozent weniger Patienten. Auch in Hildesheim habe es einen signifikanten Rückgang der Patienten mit ersten Anzeichen gegeben. Im Helios Klinikum Hildesheim etwa gab es 2020 im Vergleich zu 2019 einen Rückgang von etwa 15 Prozent an Patienten mit der Haupt- oder Nebendiagnose Schlaganfall. „Es liegt uns am Herzen zu betonen wie wichtig es ist, auch leichte und vorübergehende Symptome medizinisch abklären zu lassen, um schwereren Verläufen vorbeugen zu können“, erklärt Klinik-Sprecher Marc Pingel. Auch in Pandemie-Zeiten standen und stehen in der Klinik jederzeit ausreichend Diagnostikund Therapiemöglichkeiten für Schlaganfallpatienten zur Verfügung.

Zwar sei der Rückgang noch nicht analysiert worden, doch für Tergau und seine Kollegen steht fest, dass die Angst vor Ansteckung mit dem Corona-Virus im Krankenhaus oder die zusätzliche Belastung des Klinikpersonals Gründe waren, die Betroffene nicht in Kliniken führten. „Aber gerade in der Anfangsphase der Erkrankung ist die Behandlung so wichtig“, erinnert Tergau. Er hofft, dass diese Mahnung viele Menschen erreicht. Denn ein Schlaganfall, der nicht schnellstmöglich behandelt wird, hat weitreichende Folgen – vom Sprachverlust bis zur halbseitigen Lähmung. Mitunter hörte der Mediziner, dass ein erster Vorfall etwa sechs Wochen zurück lag, als der schwere Schlaganfall folgte. „Das sind tragische Fälle, denn die Vorboten waren ja da“, sagt der Tergau. „Es ist ganz, ganz wichtig, dass wir die TIA ernstnehmen“, mahnt Tergau. Wer eine Viertelstunde lang Doppelbilder sieht, sollte sofort die 112 rufen. „Dann haben wir eine Chance, nach der Ursache zu suchen“, erklärt der Chefarzt. Das größte Risiko für einen Schlaganfall ist das Alter. Aber auch Menschen von 50 bis 60 Jahren, die unter Bluthochdruck leiden, übergewichtig sind oder einen hohen Cholesterinspiegel haben, sind gefährdet. „Die Risikofaktoren summieren sich“, sagt Tergau.

Aber der Mediziner macht auch Hoffnung, denn mit gesunder Ernährung, Bewegung und ausreichender Flüssigkeitszufuhr, kann man vorbeugen. Außerdem wäre es ratsam mit dem Hausarzt mögliche Risiken abzuklären. Sollte es dennoch zu einem Schlaganfall kommen, der Patient aber schnell versorgt wird, sinkt die Wahrscheinlichkeit bleibender Schäden. „Ein Viertel der Patienten kann die Klinik ohne bleibende Schäden wieder verlassen“, berichtet Tergau. Die Hälfte der Patienten hat einen Reha-Bedarf, um bestimmte Funktionen wieder zu erlangen.

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St. Bernward Krankenhaus Hildesheim

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