Hildesheim - Neulich im Restaurant, ein ehemaliger HAZ-Reporter, dessen Name hier sicherheitshalber nicht genannt werden soll, schaufelt genüsslich eine Currywurst in sich hinein. Zwischendurch wird geplaudert, es geht um die Nacktschnecken, die nach dem jüngsten Regen plötzlich überall aufgetaucht sind. „Ekelhaft! Am besten, man schneidet die mit der Schere in der Mitte durch“, sagt der Mann und piekst noch ein paar Pommes auf: „Ist am besten für die Schnecken. Und für den Garten.“ Ich sage Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, da wäre mir um ein Haar das Hühnerschnitzel von der Gabel gerutscht. Unmittelbare Gewalt. Ich kann so was nicht.
Wie findet man die Mitte der Nacktschnecke?
Sofort schossen mir Fragen in den Kopf: Wie, bitteschön, soll man denn rausfinden, wo bei der Schnecke die Mitte ist? Und was macht man anschließend mit den zwei Hälften? Wie reinigt man die Schere? Habe aber still weiter gekaut, manche Sachen bespricht man besser nicht am Esstisch. Der Schneckenkiller aber fuhr fort, seine Vorgehen zu rühmen. Die Methode sei kurz und schmerzlos, allemal besser als mit dem Rasenmäher über die Tiere zu fahren oder sie einzusammeln und über den Zaun zum Nachbarn zu werfen. In einschlägigen Fachforen im Internet habe ich gelesen, dass die Schnippschnapp-Methode besonders bei Kleingärtnern beliebt und dennoch höchst umstritten ist. Wegen der Grausamkeit. Und weil die Schneckenhälften kannibalistisch veranlagte Artgenossen aus dem Umfeld anlocken. Selbst aus Hannover sollen die sich auf den Weg machen, um in Hildesheim erst am Leichenschmaus teilzunehmen und dann Blattgrün in der Nähe zu verspeisen. Meine Familie und ich, wir nutzen unsere Scheren weiter nur zum Basteln. Gestern sind zwei dusselige Nacktschnecken bei uns die Fassade hochgekrochen, Richtung Kinderzimmer. Die Schleim-Szene weiß einfach, wo sie sicher ist.