Glücklich in Hildesheim – aber mit hohen Zielen in Berlin: Jochen Arnold am Freitag im Michaeliskloster. / Foto: Gossmann
Hildesheim/Berlin - In Hildesheim ist Jochen Arnold öffentlich vor allem als Kirchenmusiker und leidenschaftlicher Chorleiter bekannt – doch im nächsten Jahr könnte der Direktor des Michaelisklosters eines der höchsten Ämter der evangelischen Kirche in Deutschland übernehmen. Der 50-Jährige ist einer von drei Kandidaten bei der Wahl eines neuen Bischofs in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz. Am Montag stellt er sich zusammen mit den beiden weiteren Bewerbern in Berlin der Öffentlichkeit vor.
Auf Arnold aufmerksam wurden die Berliner offenbar erstmals vor einem Jahr, als der Hildesheimer in der dortigen Landeskirche einen Vortrag über die Bedeutung des Abendmahls in Zeiten der Kirchenaustritte gehalten hatte. Im September trat er bei einer internationalen Konferenz in Basel als Liturgie-Beauftragter der Evangelischen Kirchen Europas auf, auch dort waren Vertreter der Berliner Landeskirche dabei. Sie luden ihn zu einem ausführlichen Gespräch in die Hauptstadt ein. Dort überzeugte er offenbar – das Bischofswahl-Kollegium schlug ihn der Landessynode als einen von drei Bewerbern vor.
Die Anfrage aus Berlin kam für den zweifachen Familienvater, in dessen Familie zudem ein jugendlicher Flüchtling aus Afghanistan lebt, zu einem guten Zeitpunkt. „Ich hatte zuletzt schon ein bisschen überlegt, wie es weitergeht, was ich mir noch vorstellen kann – auch wenn ich mit meiner Arbeit hier auch sehr glücklich bin.“ Ein geistliches Leitungsamt habe er dabei durchaus im Kopf gehabt. „Dass es nun gleich ein Bischofsposten sein kann, ist natürlich etwas Besonderes.“ Es folgten „Gespräche mit der Familie und auch einige Gebete“ – und die Schlussfolgerung, dass er zum einen Lust auf die Herasuforderung hat und zum anderen auch findet, „dass man so einen Vorschlag nicht ohne Weiteres ablehnen sollte“. Schließlich gibt es in Deutschland nur 20 evangelische Bischöfe.
Dabei spricht der promovierte Theologe und habilitierte Kirchenmusiker, der an der Universität Hildesheim einen Lehrauftrag für Theologie und Chorleitung hat, vor allem darüber, wie „spannend“ die Konstellation sei: „Das multireligiöse Berlin und das durch die DDR-Geschichte sehr säkular geprägte Umland – wie sind wir in solchen Gesellschaften sprachfähig? Was erwarten rund eine Million evangelische Christen dort von uns?“
Als Bischof könne er sich da auch eine Rolle vorstellen, die er als Leiter der Tagungs- und Fortbildungsstätte Michaeliskloster gern ausübe – die des Motivators, des Bestärkers: „Ich finde es großartig, Menschen zu begleiten bei der Aufgabe, das Evangelium weiterzugeben. Dass hier jemand nach drei Tagen rausgeht und sagt: Jetzt gehe ich wieder gern auf die Kanzel, jetzt stelle ich mich wieder gern vor den Chor!“
Am 24. Februar soll Arnold in Berlin predigen und einen Vortrag halten, vor ihm sind die beiden anderen Bewerber an der Reihe. Vielleicht greift der Hildesheimer dann auf eigene Ideen zurück: Seit 15 Jahren gibt er eine Buchreihe „Gemeinsam Gottesdienst gestalten“ heraus. Inzwischen sind 30 Bände erschienen.
Zu seinen Chancen äußert er sich trotzdem zurückhaltend: „Ich habe wirklich starke Mitbewerber.“ Einer ist der Berliner Propst Christian Stäblein, schon jetzt die Nummer zwei der dortigen Landeskirche. Zum anderen Heidrun Dörken, Senderbeauftragte der Evangelischen Kirche beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt.
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