Die umstrittenen Kameras werden bundesweit in 40 Real-Märkten genutzt – unter anderem in Hildesheim. / Foto: Archiv
Hildesheim - Wer im Hildesheimer Real-Markt am Cheruskerring und an der Kasse auf einen der Werbemonitore schaut, dessen Gesicht wird vor einem Videoanalyse-System erfasst. Die Bielefelder Organisation Digitalcourage sieht darin einen schweren Verstoß gegen den Datenschutz und hat bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf Strafanzeige gegen die Real-Führung gestellt. Zugleich fordert sie vom Land Nordrhein-Westfalen, die Aufnahmen zumindest in diesem Bundesland zu untersagen. Real weist die Vorwürfe zurück.
Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ist zuständig, weil der Handelskonzern dort seinen Hauptsitz hat. Wie das Unternehmen am Donnerstagabend auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte, läuft diese Videoanalyse von Kundengesichtern bundesweit in 40 von 285 Real-Märkten. Darunter auch in der Filiale in Hildesheim.
Allerdings sei Real nicht Betreiber, sondern das Werbeunternehmen Echion. Das habe einen Mietvertrag und dürfe in den Supermärkten seine Monitore aufhängen, über die meist regionale Unternehmen für sich werben – mit den an der Kasse wartenden Kunden als Zielgruppe. Real selbst weist dort laut Pressesprecher Markus Jablonski gelegentlich auf Marketing-Aktionen oder Öffnungszeiten hin.
Echion erhebe die Daten aber für sich selbst. Die Firma wolle wissen, welcher Typ Mensch wie lange auf die Bildschirme schaue und bei welcher Werbung. Deshalb würde zwar das Gesicht erfasst, aber keinerlei personenbezogene Daten. Real selbst nutze die Daten überhaupt nicht und habe auch keinen Zugang dazu. Echion habe jedoch Zertifikate über die Unbedenklichkeit der Kameras vorgelegt, zudem habe sich Real erst vor wenigen Tagen von der bayerischen Datenschutz-Behörde bestätigen lassen, dass der Einsatz der Technik völlig in Ordnung sei.
Die Organisation Digitalcourage moniert unter anderem, dass die Privatsphäre der Kunden massiv verletzt werde, dass es aber keinerlei Hinweise auf die Echion-Kameras gebe.
Allerdings ist sich Digitalcourage seiner Sache offenbar selbst nicht so ganz sicher: Aussicht auf Erfolg gebe es wohl nur, wenn Betroffene selbst Anzeige erstatteten, sagte Rechtsanwalt Markus Kompa dem NDR.
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