Kreis Hildesheim - Ein betagter Autofahrer aus Hamburg hat Mittwochnacht als Falschfahrer auf der A7 bei Hildesheim gleich drei Unfälle verursacht. Verletzt wurde nach derzeitigen Erkenntnissen niemand.
Der 86-Jährige fuhr mit seinem VW gegen 22.15 Uhr von der Raststätte Hildesheimer Börde West entgegengesetzt auf die Fahrbahn in Richtung Kassel. Nach etwa einem Kilometer kam ihm ein 22-jähriger VW-Fahrer aus Salzgitter entgegen. Der junge Mann konnte nach rechts ausweichen, jedoch kollidierten die Fahrzeuge trotzdem seitlich.
86-Jähriger fährt nach Unfall einfach weiter
Trotz des Unfalls fuhr der 86-Jährige einfach weiter. Nach etwa vier Kilometern steuerte er auf ein zweites Fahrzeug zu – einen Opel, in dem ein 47-Jähriger aus Bad Harzburg saß. Der Opelfahrer wich dem Geisterfahrer nach rechts aus und stieß dort mit dem Lastwagen zusammen, den ein 39-Jähriger aus Neumünster lenkte. Dabei streifte das Fahrzeug des 47-Jährigen auch den VW des Geisterfahrers. Der Opel blieb anschließend liegen und musste abgeschleppt werden.
Der Senior indes fuhr auch nach diesem Unfall weiter. Nach knapp zwei Kilometern verursachte er den dritten Unfall: Ein Transporterfahrer musste eine Vollbremsung machen, um nicht mit dem 86-Jährigen zusammenzuprallen. Damit nicht genug.
Zahlreiche Notrufe
Hinter dem Transporter war ein 46-Jähriger aus Seesen mit einem Hyundai unterwegs. Obwohl der Mann scharf abbremste, landete er auf der Anhängerkupplung des Transporters. Dessen Fahrer und auch der Rentner fuhren danach weiter.
Unterdessen gingen zahlreiche Notrufe bei der Polizei ein. Die Beamten hatten bereits die Südfahrbahn der A7 zwischen dem Parkplatz An der Alpe und der Anschlussstelle Hildesheim-Drispenstedt gesperrt. Als der Falschfahrer dort vorbeikam, geriet er ins Visier einer Streife der Autobahnpolizei, die parallel auf der Fahrbahn Richtung Hannover unterwegs war. Der 86-Jährige wendete sein Fahrzeug – und blieb kurz darauf auf dem Standstreifen stehen. 18 Minuten nach Beginn seiner halsbrecherischen Aktion war sein Tank leer.
Zeitlich und örtlich desorientiert
Die Polizei nahm den Hamburger mit zur Wache. Sanitäter untersuchten den 86-Jährigen, der zeitlich und örtlich desorientiert, aber körperlich fit gewesen sein soll. Wegen des Verdachts auf Medikamenteneinfluss musste er zur Blutprobe, zudem wurde sein Führerschein sichergestellt. Abschließend übergaben die Einsatzkräfte den Senioren in die Obhut einer Angehörigen.
Nun laufen gegen den Rentner Ermittlungen wegen Gefährdung des Straßenverkehrs und Unfallflucht. Auch der Transporterfahrer wird gesucht – er soll sich bei der Polizei Hildesheim unter 05121 / 929115 melden. „Vermutlich hat er keinen großen Schaden an seinem Fahrzeug“, erklärt Polizeisprecher Jan Makowski auf Nachfrage der Redaktion. „Aber er ist ebenfalls Unfallbeteiligter und ein wichtiger Zeuge.“ Den Gesamtschaden an den Autos schätzt die Polizei auf circa 30.000 Euro.