Hildesheim - Du hattest doch bestimmt auch schon mal das Gefühl, dass dein Handy mithört, oder, liebe Julia? Mir ist das nun wahrlich nicht zum ersten Mal passiert, aber diesmal ist es besonders verhängnisvoll. Erinnerst du dich noch daran, dass ich im Urlaub eine Bootstour gemacht habe, die an den Villen der Reichen und Schönen vorbeiführte? Eine davon, eine besonders opulente, gehörte angeblich dem Viagra-Erfinder. Schön sah sie ja aus, die Villa – ich schickte ein Foto von diesem pompösen Anwesen samt Info zum Eigentümer an meine beste Freundin.
Seitdem hab ich gar nicht mehr groß dran gedacht, schon gar nicht mehr hier in der Heimat, zurück am Schreibtisch auf der Arbeit. Doch das Internet, das vergisst nicht. Seit Tagen ploppen unermüdlich Werbeanzeigen in meinem Internetbrowser auf, die zwei Paare in unmissverständlichen Situationen zeigen. Unter der Dusche, halbnackt im Bett. Immer mit dabei: Die blaue Pille, die, so erklärt es der Werbetext, für „Männergesundheit“ sorgen soll. Und jetzt kommt’s. Ich kriege die Anzeigen nicht nur auf meinem privaten Handy, was nervig genug wäre. Nein, die Turteltauben treiben ihre Intimitäten auf meinem Rechner in der Redaktion. Wie du weißt, können da all unsere Kolleginnen und Kollegen draufgucken, wenn sie vorbeigehen – und wundern sich vermutlich über den Schmuddelkram. Ziemlich unangebracht und unangenehm. Und überhaupt: Ich kann als Frau doch nicht mal was mit Viagra anfangen?! So gut kennt mich das Internet wohl doch nicht. Also: Bitte, liebe Werbung, zeig mir endlich wieder Schuhe!
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.