Hildesheim - Während hierzulande die Weihnachtsmärkte aufgebaut werden, steht den Menschen in der Ukraine das vierte Weihnachten im Krieg bevor. Viele Familien haben schwere Verluste zu beklagen oder leben in großer Not. „Das Herz braucht aber auch einen kleinen Sonnenstrahl“, sagt Rita Limmroth, Vorsitzende des Hildesheimer Vereins Aktion Tschernobyl Hilfe und bittet deshalb wieder um Weihnachtsgeschenke für die Menschen in der Ukraine. In diesem Jahr gibt es allerdings eine Änderung bei der Aktion.
Keine Enttäuschungen
In den vergangenen Jahren bat der Verein um Weihnachtspäckchen für Jungen und Mädchen. Die Pakete sollten so beschriftet werden, so dass ersichtlich war, für welches Alter und welches Geschlecht die Überraschung bestimmt war. In der Ukraine aber konnten die Päckchen nicht immer zugeordnet werden, und so bekam etwa ein 14-jähriges Mädchen das Paket, das für ein Neugeborenes bestimmt war. „Na und dann war die Enttäuschung immer groß“, weiß Limmroth. Um das künftig zu vermeiden, sammelt sie in diesem Jahr Süßigkeiten für die Kinder, die der Nikolaus aus einem Sack heraus auf den Kinderstationen der Krankenhäuser verteilen wird.
Dennoch bittet Limmroth die Hildesheimer und Hildesheimerinnen, auch in diesem Jahr Schuhkartons zu packen, und zwar für kranke und alte Menschen. „Nehmt bitte einen Schuhkarton, legt eine Serviette oder Geschenkpapier hinein und dazu Süßigkeiten, Kekse oder Stollen, Obstkonserven, gerne Nusskerne, Seife oder Duschgel im Plastikbeutel, damit es nicht ausläuft“, ruft sie auf. Der zugeklebte Karton kann dann dienstags in Hildesheim 14 bis 18 Uhr an der Schützenallee 35-37 abgegeben werden.
Immer wieder hört Limmroth von Spendern, dass ihre Gabe doch nur klein sei, vielleicht zu klein. „Wir sind für jede Spende dankbar, jede zählt und mit den anderen Gaben machen sie die großen Transporte aus, die wir auf den Weg schicken“, sagt sie. In diesem Jahr sind bereits elf Sattelschlepper mit Hilfs- und Lebensmitteln vom Verein bestückt und in die Ukraine geschickt worden. Zwei weitere sollen noch folgen. „Ohne die Spenden könnten wir das gar nicht leisten“, sagt Limmroth.
Klinik in Riwne im Fokus
Neben den Lebensmitteln für die Familien, von denen viele den Verlust des Vaters, Bruders oder Sohns zu beklagen haben, organisiert Limmroth nach wie vor auch medizinische Hilfe. Im Fokus steht aktuell die Klinik in Riwne. Denn das Kinderkrankenhaus in Luzk, das der Verein bisher versorgt hat, ist Dank der Hilfe aus Deutschland mittlerweile eine der modernsten Kliniken im Land. „In Riwne sieht es dagegen so aus, wie in Luzk, als wir dort mit der Hilfe begannen“, sagt Limmroth. Gerade erst hat sie Fotos erhalten, die vorhandenes Operationsbesteck zeigt. Darunter Zangen aus dem Baumarkt und Heimwerkerbohrmaschinen.
Vieles konnte der Verein schon organisieren, etwa zwei neue Narkosegeräte. Da OP-Lampen fehlen, hat der Verein zunächst Stirnlampen geschickt, damit die Chirurgen bei ihrer Arbeit genug Licht haben. „Wir benötigen Operations-Instrumente für alle Abteilungen“, sagt Limmroth. Von der Neuro- bis hin zur Kinderchirurgie. Dafür werden Geldspenden dringend benötigt. Denn die Zahl der Verletzten wird immer größer, und die Verletzungen der Soldaten werden immer schlimmer. Mittlerweile, so Limmroth, können Tote und Verletzte nicht mehr schnell geborgen werden, weil es zu gefährlich für die anderen Soldaten ist. „Der Himmel ist voller Drohnen“, schildert sie die Gefahr. So müssen Verwundete oft lange auf Rettung warten. In der Zeit entwickele sich an den Verletzungen nicht selten Wundbrand, so dass Gliedmaßen amputiert werden müssen. Eingriffe, die bei schneller Bergung hätten vermieden werden können. „Das ist einfach nur furchtbar“, so Limmroth.
Tagelang in kaltem Wasser
Aber auch die unversehrten Soldaten leiden. Etwa, wenn sie in Verteidigungsgräben ausharren müssen. „Sie stehen oft tagelang in kaltem Wasser“, berichtet Limmroth. Die Folge seien Nervenschädigungen an den Füßen, die ebenfalls zu Amputationen führen können. Dringend würden daher auch Socken und Unterwäsche für Männer benötigt. Die Ausrüstung der Soldaten, so weiß die Ukraine-Kennerin, sei mittlerweile gut. Doch gelangten Verbrauchsmaterialien, wie Socken, Wäsche und Verbandsmaterial nicht an die Front. Die Spenden aus Deutschland würden dann an die Verletzten in den Krankenhäusern verteilt und an die Familie, die sie an ihre Angehörigen schicken.
Für die Mädchen und Jungen sammelt der Verein in diesem Jahr keine Spielsachen. „Wir schicken hauptsächlich Lebensnotwendiges“, so Limmroth. Und eben Süßigkeiten, als kleinen Sonnenstrahl für die Herzen.
Auf der Homepage des Vereins sind Informationen für Spender zu finden.


