Ein vollständiges, gesundes Lächeln ist nicht nur wichtig für das Selbstbewusstsein, sondern auch für die Lebensqualität. Viele Menschen leiden jedoch unter vorzeitigem Zahnverlust, sei es durch Karies, parodontalen Erkrankungen oder durch Unfälle. In vielen Fällen bleibt als konventionelle Versorgung nur ein herausnehmbarer Ersatz. Ein solcher kann durchaus stabil an noch vorhandenen Zähnen fixiert werden, doch viele Totalprothesen sind kaufunktionell unbrauchbar, die Patienten leiden unter Würgereiz und haben Probleme mit der Sprache.
Eine Fixierung des Zahnersatzes mit Implantaten ist ein seit Jahrzehnten bewährtes und erfolgreiches Konzept. Der chirurgische Aufwand, der zum Ersatz einer ganzen Kieferbezahnung betrieben werden muss, ist unter Umständen jedoch sehr hoch. Das gleiche gilt für den finanziellen Aufwand. Insbesondere Knochenaufbauten im Seitenzahnbereich können sowohl die Kosten, den chirurgischen Aufwand und auch die Behandlungsdauer in die Höhe treiben. Des Weiteren stellt sich die Frage der provisorischen Versorgung während der bis zu einem Jahr dauernden Einheilzeit der Implantate bzw. des Knochenaufbaues.
Meist müssen sich die Patienten mit mehr oder weniger schlecht sitzenden Übergangsprothesen abfinden, die häufig Druckstellen verursachen. Diese Umstände lassen viele Patienten davor zurückschrecken, eine solche langwierige und teure Behandlung auf sich zu nehmen.
Basierend auf diesen Erfahrungen haben sich Behandlungskonzepte entwickelt, die diesen Problemen Rechnung tragen. Das bekannteste ist das All-On-Four-Verfahren. Es basiert auf der Erkenntnis, dass nicht viele Implantate notwendig sind, um einen ganzen Kiefer mit einem festsitzenden Zahnersatz zu versorgen. Entscheidend ist vielmehr die Verteilung der Stützpfeiler über den Kieferbogen. Im Normalfall sind vier bis sechs Implantate ausreichend, um eine feste Brücke verankern zu können. Die hinteren Implantate werden in der Regel schräg gesetzt, um im Oberkiefer die Kieferhöhle und im Unterkiefer den Austrittspunkt des Unterkiefernervs zu umgehen.
Der eigentliche Vorteil dieses Konzeptes liegt jedoch in der Sofortbelastung der Implantate. Das heißt, am gleichen Tag verlässt der Patient die Praxis mit festen Zähnen. Es entfällt die unangenehme Wartezeit mit herausnehmbarem, provisorischem Ersatz. Gerade unter dem Aspekt „back to work, back to life“ ist dieses Konzept von großem Vorteil.
Durch die Ausnutzung des vorhandenen Knochens werden aufwändige Knochenaufbauten unnötig. Auch bei schon länger bestehender Zahnlosigkeit und stärker geschrumpftem Kieferknochen ist dieses Verfahren anwendbar.
Nicht nur zahnlose Patienten, sondern ebenfalls stark zerstörte Restzähne können an einem Tag versorgt werden. Die übliche Abheilungsphase nach Zahnentfernung entfällt.
■ Für wen ist dieses Verfahren geeignet?
In erster Linie für zahnlose Patienten und solche mit einem stark geschädigten Restzahnbestand, der entfernt werden muss. Für Personen, die sich mit ihrer Prothese unwohl fühlen bzw. Probleme beim Essen oder Sprechen haben und solche, die sich aus beruflichen oder sozialen Gründen eine längere Ausfallzeit nicht leisten können.
■ Planung und Ablauf der Behandlung
Nach ausführlicher Untersuchung und Beratung werden Röntgenaufnahmen bzw. ein 3D-Scan des Kiefers erstellt und ermittelt, ob der Knochen für eine Sofortbelastung geeignet ist. Mit moderner Software kann die ideale Position der Implantate im Vorfeld festgelegt und auf eine Bohrschablone übertragen werden.
Das Setzen der Implantate findet in örtlicher Betäubung, auf Wunsch auch in Sedierung statt. Durch die präzise Planung kann der chirurgische Aufwand auf ein Minimum begrenzt werden. Eine vorbereitete provisorische Brücke wird auf den Implantaten verschraubt. In vielen Fällen kann auch eine vorhandene Totalprothese zum Provisorium umgearbeitet werden. Der Patient kann also die Praxis mit festen Zähnen verlassen. Die Implantate benötigen mindestens drei Monate, um ihre endgültige Stabilität zu erreichen. In dieser Zeit kann sich der Patient normal ernähren, sollte jedoch harte Kost meiden. Nach Ablauf der Einheilphase kann der endgültige Zahnersatz hergestellt werden. Meist handelt es sich dabei um eine festsitzende Brückenkonstruktion.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass sofortbelastete Implantate eine genauso hohe Erfolgswahrscheinlichkeit haben wie solche, die unbelastet einheilen. Wichtig für den langfristigen Erfolg ist eine gute Mundhygiene, regelmäßige professionelle Zahnreinigungen und eine engmaschige Kontrolle durch die Praxis.
Ralph Starke Msc. Msc.