„Mein Knie schmerzt seit einigen Wochen ohne erkennbare Ursache, ich verspüre ein Spannungsgefühl und eine gewisse Unsicherheit, besonders bei Belastung, aber auch nachts und in Ruhephasen. Es ist einfach nicht mehr so wie früher.“ Ursache für diese von Patienten häufig genannten Beschwerden sind meist Knorpelschäden in dem betroffenen Gelenk oder eine beginnende Arthrose.
Die Knorpelzellen bilden eine glatte Oberfläche, um die Beweglichkeit der Gelenke ohne Reibung zu ermöglichen. Gleichzeitig nehmen sie wie ein Stoßdämpfer die Druckbelastung auf und übertragen diese dann auf den angrenzenden Knochen. Gelenkflüssigkeit sorgt für den Erhalt dieser Pufferfunktion und unterstützt die Gleitfähigkeit des Gelenkes.
Der Knorpel besitzt jedoch keine eigene Durchblutung und kann sich daher nicht oder nur in geringem Maße regenerieren. Deshalb führen Knorpelschäden durch Abnutzung oder Verletzungen im Laufe der Zeit zu einer Gelenkarthrose.
In Deutschland leiden etwa 20,3 Prozent der Personen zwischen 18 und 79 Jahren an Arthrose, Tendenz steigend. 12,4 Millionen Betroffene waren es im Jahr 2016. In 2025 werden es voraussichtlich schon mehr als 20 Millionen sein, weltweit rechnet man mit etwa 366 Millionen Arthrosepatienten.
Bei einer so großen Anzahl von Betroffenen stellt sich die Frage nach einer sinnvollen und durchführbaren Therapie, die den geschädigten Knorpel wiederherstellt/regeneriert und die normale Gelenkfunktion ermöglicht. Regeneration bezeichnet in der Medizin die Wiederherstellung von geschädigtem Gewebe oder Organen durch Neubildung von Zellen. Es ist ein Prozess, bei dem der Körper verloren gegangene oder beschädigte Teile ersetzt oder repariert. Da dies bei Knorpelzellen aufgrund der fehlenden Durchblutung nur in einem sehr begrenzten Ausmaß möglich ist, müssen wir den Körper dabei aktiv unterstützen bzw. die Voraussetzungen dafür schaffen.
Um eine individuelle und adäquate Therapie für den betroffenen Patienten anbieten zu können, ist zunächst die genaue Befragung, Untersuchung und Diagnostik unerlässlich. Nur so ist auch eine erfolgsversprechende Behandlung möglich. Wir unterscheiden konservative und operative Wege, um die Regeneration des Knorpels zu erreichen.
Konservativ haben sich physikalische Maßnahmen wie der Einsatz von Laser- und Magnetfeldtherapie zur Steigerung der Durchblutung und des Stoffwechsels bewährt. Unterstützend trägt gezielte Krankengymnastik zur Verbesserung der Gelenkmobilität und Muskelkräftigung zur Stabilisation der Kapselbandstrukturen bei.
Minimalinvasive Injektionstechniken mit Hyaluronsäure oder mit körpereigenen Wachstumsfaktoren können zu einer verbesserten Gleitfähigkeit der vorgeschädigten Gelenke und damit Verminderung des Knorpelabriebs führen. Gleichzeitig wird gerade durch die Verwendung von Eigenblutderivaten eine Regeneration der Knorpeloberfläche und in Grenzen auch die Reparatur von Defekten nachweislich erreicht.
Bei größeren oder tiefen, bis auf den Knochen reichenden Schäden an den Gelenkflächen bleibt dennoch oft nur die operative Versorgung. Durch minimalinvasive Techniken kann mit körpereigenen Knorpelzellen in Kombination mit Eigenblut eine breiige Paste intraoperativ hergestellt werden, die kleine bis mittelgroße „Löcher“ auffüllt und so nach einer sechs- bis achtwöchigen Heilungsphase eine durchgehende neue Oberfläche erzeugt (s. Bilder).
Auch durch die Transplantation von vitalen, patienteneigenen Knorpel-Knochen-Zylindern oder synthetischen Knorpelzellmembranen werden Defekte zunächst ausgebort oder gesäubert und dann aufgefüllt oder abgedeckt, um eine komplette Heilung zu erreichen. Postoperativ muss ein restriktives Nachbehandlungsregime durch die Patienten mit Teilbelastung, Bewegungslimitation des Gelenkes und physiotherapeutischen Maßnahmen eingehalten werden, um den Erfolg sicherzustellen.
Sollten die oben genannten Verfahren nicht mehr möglich sein oder nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt haben, bleibt den betroffenen Patienten immer noch der partielle oder komplette Oberflächenersatz. Hierbei werden die geschädigten Knorpelkompartimente nach vorheriger, computergestützter Planung entfernt und eine individuell ausgemessene, neue Oberfläche ähnlich einer Abdeckung in das Gelenk implantiert. Dadurch wird der schmerzauslösende Faktor eliminiert, die Beweglichkeit und Belastbarkeit der betroffenen Extremität wiederhergestellt und gegebenenfalls auch Fehlstellungen korrigiert.
In der Zukunft werden sich noch weitere Therapiemöglichkeiten eröffnen. Insbesondere durch die mögliche Beeinflussung der genetisch bedingten Veranlagung, an Arthrose zu erkranken, könnte sehr vielen, vor allem jungen Menschen ein langer Leidensweg erspart bleiben und nicht zuletzt die enorme sozialmedizinische Belastung des Gesundheitssystems deutlich reduziert werden.
Dr. med. Christian Warzecha