Hildesheim - Heute muss ich unbedingt in eine Drogerie und haufenweise Händeabwischtücher kaufen, Sie wissen schon, diese halbnassen Dinger für unterwegs. Die sind nämlich wie gemacht für Orte, an denen es kein fließend Wasser gibt, an denen aber gleichzeitig alle Häuser, Menschen, deren Klamotten und jedes Essen und Trinken aus 98,6 Prozent Zucker bestehen. Orte wie der Hildesheimer Weihnachtsmarkt.
Der öffnet ja am Montag, und sobald Sie hingehen, werden Sie feststellen: Hier ist sogar die Luft aus Zucker. Ja, schnuppern Sie mal: dieses Glühwein-Zuckerwatte-Zimt-Bratwurst-Mandel-Gemisch, das aus den Imbissbuden aufsteigt... die Essenz des Weihnachtsmarkts. Bleiben Sie 20 Minuten drin stehen, und Sie sind selbst mit einem knusprigen Zuckermantel überzogen. Kandiert sozusagen.
Man muss nicht mal selbst auf den Markt gehen
Eigentlich muss man aber nicht einmal selbst auf den Weihnachtsmarkt gehen, es reicht schon, wenn man irgendwen trifft, der gerade von dort kommt. Denn was man in der Umgebung von Marktplatz und Lilie auch anfasst: Es klebt. Leute kleben an ihren Händen, und wenn sie damit andere Leute begrüßen, kleben die auch, und so setzt sich die Klebrigkeit fort, bis nach ein paar Tagen ganz Hildesheim zusammenbappt. Auch eine Form des Zusammenhalts.
So wird Weihnachten schon lange vor Heiligabend zum Fest der Liebe, und das, finde ich, ist doch was Schönes. Da sind wir alle gern dabei – die Händeabwischtücher brauche ich ja auch nur für ein paar Momente Ruhe und Alleinsein zwischendurch. Für ein kurzes Atemholen im Zuckersturm des Advents.