Hildesheim - Oh nein, das kann nicht wahr sein! Man kommt nichtsahnend aus dem Urlaub nach Hildesheim zurück – und erfährt, dass sich hier in der Zwischenzeit Historisches zugetragen hat! Die Dammstraße ist frei, es gab Döner für 1 Cent, und auf den Ampeln der Stadt fassen sich grünleuchtende Jungs an den Händen, um gemeinsam die Straßen zu überqueren („überqueeren“, hätte ich fast geschrieben, da lässt Herr Freud schön grüßen). Alles in nur zwei Wochen.
Donnerwetter. Dabei denkt man ja immer, oooch, in Hildesheim ist die Welt noch in Ordnung, da passiert pro Tag exakt so viel, dass es für eine HAZ-Ausgabe reicht, magischerweise auf die Zeile genau. Aber kaum dreht man sich um, schießt die Ereignisdichte auf New York-Niveau.
Werden Hildesheimer in Zukunft nur noch Kurzurlaube buchen?
Forscher sagen ja, dass Zeit für uns schneller vergeht, wenn sehr viel passiert, während sie in langweiligen Momenten schleicht. Im Rückblick aber kehrt sich die Wahrnehmung um: Da erscheinen ereignisreiche Passagen lang, während sich das Gehirn an öde Zeiten kaum erinnert. Und so wird man hier noch lange an den legendären Sommer ’25 denken, als die Baken vom Dammtor verschwanden und die Bürger fast wie bei einer Grenzöffnung vorsichtig erste Schritte in Richtung Alfelder Straße machten, man wird die schwulen Ampelmännchen als revolutionär in Erinnerung behalten.
Und Hildesheimer werden ab sofort jeden Urlaub mit mulmigem Bauchgefühl buchen, wenn überhaupt. Lange Kreuzfahrten sind nicht drin, selbst in die Karibik fliegt man nur übers Wochenende, keinesfalls länger. Man verpasst zuhause sonst einfach zu viel.
