Hildesheim - Ein Freund von mir schaute mal im Dezember aus dem Fenster und sagte angesichts ein paar tanzender Schneeflocken: „Et wintert.“ Nun, davon dürften wir noch ein paar Wochen entfernt sein, denn: „Et sommert.“ Die Sonne scheint, es ist schön warm. Sandalen werden aus dem Schrank gekramt, Shorts, Sommerkleider, Röcke, T-Shirts, meinetwegen auch Hawaiihemden. Doch es gibt Menschen, denen ist das viel zu viel Textil. Vor allem, wenn sie sich im eigenen Garten aufhalten.
Klage eingereicht
Können Sie sich vorstellen, liebe Leserinnen und Leser, dass das Thema sogar Gerichte beschäftigt? Was frage ich, wo schon quakende Frösche Grund zur Klage waren. In Frankfurt hat das Oberlandesgericht entschieden, dass sich der Vermieter nackt im Hof sonnen darf und – Achtung, jetzt kommt es: Das stellt keinen Mietmangel dar. Nun, wenn Sie mich fragen, müsste man da vorher einen Blick auf den Vermieter werfen dürfen. Denn, seien wir doch mal ehrlich, meist sind es doch auch die Herren, die gerne mit nacktem Oberkörper herumlaufen, die es besser nicht tun sollten. An dieser Stelle gendere ich jetzt ganz bewusst nicht.
Weiche Bäuche
Die durchtrainierten Oberarme und Waschbrettbäuche bleiben doch meist unter Hemden und Shirts verborgen, die Waschbärbäuche dagegen, behaart und ganz weich oder ganz dünn und kahl, werden hingegen gerne mal zur Schau gestellt. Wer im Garten sämtlichen Kleiderballast von sich werfen will und meint: Ist doch mein Garten, hier kann ich tun und lassen, was ich will, der hat ja recht. Allerdings nur, wenn das Anwesen nicht neben einem Kindergarten oder einer kirchlichen Einrichtung liegt und einsehbar ist. Dann wird es eng mit der Textilfreiheit. Aber ansonsten sagen die Gerichte: „Das ist kein Fall für uns. Geht doch Sonnenbaden!“
Tolle Wortschöpfung
Tja und wer sich dann dafür entscheidet, den Schlüpper im Haus zu lassen und nackig über den Rasen zur Liege läuft, Kirschen pflückt oder Unkraut jätet, der muss damit rechnen, der der Nachbar die Nase rümpft. Und jetzt kommt sie, meine neue Lieblingswortschöpfung, die ich im Zusammenhang mit diesem Thema entdeckt habe: Ästhetische Immission. Das könnte ein Nackedei für seinen Nachbarn darstellen. Sachen gibt’s. Genießen Sie den Sommer – mit oder ohne was an.
