Kolumne: Echt jetzt!

Die Kunst des Lassens

Hildesheim - Es heißt: Wer gekonnt zulässt, weglässt und loslässt, soll besonders glücklich sein. Warum es allerdings einen großen Nachteil hat, das in den Sozialen Medien zu lernen.

Kaum angesehen, ist die nächste Blase schon da: Leben in den Sozialen Medien. Foto: HAZ

Hildesheim - Das größte Problem der Sozialen Medien ist ja bekanntlich, dass wir permanent in Blasen leben. Heißt: Schaue ich mir irgendeinen Beitrag an, schüttet mir das Netzwerk sofort viele weitere davon aus. Ist auf einem Foto ein Hund zu sehen, bekomme ich augenblicklich den Eindruck, dass jeder Mensch, also wirklich jeder Mensch, einen Hund hätte. Interessiere ich mich ein einziges Mal für den Trailer eines Films, wird meine Startseite geflutet von weiteren Filmclips. Einmal genauer eine schwangere Frau angeschaut? Es gibt quasi keine Frauen mehr, die kein Kind erwarten.

Die nächste Blase

Jüngst bin ich wieder einmal in die Falle getappt: Ich habe mir einen bedeutungsschweren Slogan durchgelesen. Nun werde ich überschwemmt mit Glückskeks-Sprüchen, Lebensweisheiten und Philosophie für Anfängerinnen, den Großteil davon möchte ich sofort wieder vergessen. Immerhin: Der Einstiegsspruch des österreichischen Schriftstellers Ernst Ferstl war es mir diesmal fast wert. Besagt er doch, dass die Kunst eines erfüllten Lebens das Lassen sei: das Zulassen, das Weglassen und das Loslassen.

Lasst es, bitte

Für mich ein Satz, in dem viel drin steckt. Auch im Sinne der Sozialen Medien: Ich habe die Blase zugelassen, jetzt möchte ich sie allerdings wieder weglassen und dann endgültig loslassen. Ob ich erhört werde?

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