Hildesheim - Anschaffungen sollten gut überlegt sein, keine Frage. Es gibt Menschen, die wägen über sehr lange Zeiträume ab, ob sie etwas wirklich benötigen oder vielleicht doch nicht. In Zeiten teils grenzenlosen Konsums habe ich dafür großes Verständnis. Für mich persönlich ist es mittlerweile sogar befreiender, etwas loszuwerden, als etwas zu kaufen. Und damit scheine ich nicht allein zu sein: Vom Phänomen, wie gut es sich anfühlt, auszumisten, wegzuschaffen, zu verkaufen oder zu verschenken, berichten viele. „Platz schaffen“ scheint „Möchte ich besitzen“ abzulösen.
Gut und günstig
Neulich spürte ich das mal wieder deutlich, denn in meinem Wohnort war Flohmarkt. Ich staune oft, was Menschen da so anbieten – und andere wiederum mit nach Hause schleppen. Bei uns hatten vor allem die Kinder aussortiert, es gab Spielsachen und Babykleidung. Über uns muss man wissen, dass wir Dinge grundsätzlich (zu) günstig anbieten, nach dem Motto: Schön, wenn etwas noch genutzt wird. So verkauft mein großer Sohn gerne mal ein teures Gesellschaftsspiel für einen Euro. Sei es drum. Auf diesem Flohmarkt jedenfalls näherte sich ein Paar mit Baby und zeigte Interesse an einem Schlafsack mit echter Daune. Das Ding hat mal horrendes Geld gekostet, ich hatte es gerade professionell reinigen lassen, bot es ganz im Sinne der Nachhaltigkeit trotzdem für zehn Euro an.
Dreist statt nachhaltig
Das Paar überlegte. Und überlegte. Und überlegte. „Kriegen wir noch ein Buch dazu?“ Zähneknirschend sagte ich Ja. Die Überlegungen dauerten an, das Paar blätterte in all unseren Kinderbüchern – um dann gleich zwei zu greifen. „Sack und die beiden für zehn?“ Ich staunte, denn ich mag Nachhaltigkeit, Dreistigkeit aber irgendwie nicht. Wie lange muss man überlegen, wenn eine Familie einen Daunenschlafsack und ein nagelneues Kinderbuch für zehn Euro abgeben will? Immerhin habe ich wieder etwas gelernt: Mein großes Verständnis hat Grenzen – und ich sagte Nein.