Hildesheim - Als in der Pandemie Spielplätze gesperrt waren, war das uncool. Flatterband statt Rutsche, Kinder tobten stattdessen über Sofa und Küchentisch. Mir allerdings wurde damals klar, wie viel Zeit Eltern unter normalen Umständen auf Spielplätzen verbringen. Es gibt dort verschiedene Phasen für Eltern.
Vom Aufpassen zum Rumstehen
Zunächst müssen sie aufpassen, dass ihr Kind nicht zu viel Sand in sich hineinstopft. Später geht es beim Klettern darum, Abstürze zu verhindern, noch später allerdings nur noch ums Zuschauen: Guck mal, Mama, guuuck mal! Kurz gesagt: Je älter ein Kind, desto mehr Langeweile für Eltern, die irgendwann nur noch rumstehen (die Bänke sind grundsätzlich unbequem) und Zeit totschlagen. Kein Wunder, dass da mal die Nerven blank liegen. So zumindest erkläre ich mir das Verhalten jener Mutter, die jüngst auf dem Platz im Ehrlicher Park meinen Fünfjährigen anschimpfte. Der war zugegeben etwas harsch auf dem Klettergerüst unterwegs und knurrte das Kind dieser Mutter an, doch mal Platz zu machen. In Höflichkeit gab’s dafür keine Eins, das ist klar, aber hey: Kinder auf Spielplätzen.
Wer ist hier schlecht erzogen?
Die Mutter jedoch schritt ein und zischte: „Mann, bist du ein schlecht erzogenes Kind!“ Zu einem Fünfjährigen ist das fix gesagt. Ich bekam es allerdings ebenfalls mit und sprach die Frau an. Sie dürfe meinen Sohn gern um mehr Umsicht bitten, die Erziehungsfrage fände ich aber fehl am Platze. Kleinlaut stimmte mir die Mutter zu: Ja, was man einem Erwachsenen nicht ins Gesicht sagen würde, verschweigt man besser auch dem Kind.
