Kolumne „Unter uns“

Du hast da einen Ick, oder: Warum es wegen der Wassermelone nicht mit der großen Liebe klappte

Hildesheim - Eigentlich mag man den anderen, und plötzlich macht er etwas, was einen völlig abturnt – klar, auch für dieses Phänomen gibt’s ein eigenes Wort. Ick!

Wenn man das Gegenüber plötzlich gar nicht mehr so klasse findet, nur, weil einen irgendwas stört – HAZ-Kolumnistin Julia Haller fragt sich, was ihre eigenen Icks sind. Foto: HAZ

Hildesheim - “He gave me the ick“, ist ein Satz, den du beim Scrollen durch Instagram sicher auch schonmal gehört hast, Katharina. The Ick, das ist wieder mal so ein englischer Begriff, der sich nicht so einfach übersetzen lässt. Es geht dabei um Kleinigkeiten, die einem beim Anderen (den man bis dahin eigentlich toll fand) auffallen, und komplett abturnen.

Icks evolutionär sinnvoll

Ich hab letztens einen Artikel darüber gelesen, dass das alles evolutionär gar nicht so verkehrt ist. Wer sich früher viel ekelte, hat sich zumindest nicht mit jeder Krankheit angesteckt. Und Ekel half dabei, einen Partner oder eine Partnerin zu finden, der oder die für die Zukunft ’ne gute Wahl ist.

Nichts anderes ist das Ick-Gefühl heute: Ein Warnsignal. Achtung, lauf, hier gibt’s nichts zu holen. Es sind nicht die großen, eindeutigen Sachen, sondern vermeintliche Kleinigkeiten, die einen inkompatibel machen. Sie guckt während des Gesprächs permanent aufs Handy? Er erklärt ihr die Witze, die sie gerade gemacht hat? Sowas eben.

Mit dem Ohr an der Frucht

Meine Datingphase ist schon eine Weile her, aber trotzdem ist mir ein Ick in Erinnerung geblieben. Ein Mann hat bei unserem zweiten Date wahnsinnig viel Zeit im Supermarkt damit verbracht, hingebungsvoll jede einzelne Wassermelone abzuklopfen, mit dem Öhrchen ganz nah an der Frucht. In dem Moment wusste ich, das hier wird nichts. Übrigens: Icks gibt es nicht nur beim Daten, nein, in abgeschwächter Form können einen Kleinigkeiten auch in Beziehungen komplett verstören.

Weil die Neugier mal wieder größer als der Selbstschutz war, hab ich natürlich meinen Freund gefragt, was denn meine Icks sind. Also, nachdem ich ihm erklärt habe, was das überhaupt bedeutet. Die Antwort bleibt geheim. Ist mir zu unangenehm. Nur so viel: Dass ich mittlerweile im Sommer selbst Wassermelonen-klopfend im Supermarkt stehe, um auch ja das beste Exemplar zu erwischen, ist es leider nicht.


In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.

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