Hildesheim - Neulich saß ich mit ein paar Freunden in einem kleinen Hildesheimer Restaurant, wir aßen eine wunderbare italienische Pasta. Die Pasta bestand im Wesentlichen aus Nudeln und Pilzen, war also so einfach gemacht, dass sich kaum sagen ließ, was denn bitte jetzt genau so besonders und wunderbar daran sein soll, aber genau das ist es ja eben, was Italiener können wie niemand sonst auf der Welt: das Schlichte in ein Weltereignis verwandeln.
Na, jedenfalls saßen wir da so an diesem superlangen Tisch und plauderten und aßen, und dann hob einer aus der Runde den Finger. Auf diese Weise, die jedes Gespräch mit sofortiger Wirkung unterbricht. „Hört mal“, sagte er leise, „Adriano.“ Und tatsächlich, im Hintergrund lief Adriano Celentano: „Una fesra sui prati, una bella compagnia...“ Wir lauschten. Wir lächelten. Ein oder zwei sangen wohl leise. Und dann sagte einer am Tisch: „Das ist die allerschönste Musik. Mehr braucht man nicht. Dieses Lied wird man in hundert Jahren noch hören.“
Eine krächzende Stimme kann das Allerschönste sein
Was normalerweise eine ziemlich plumpe Behauptung wäre. Doch ob Sie’s glauben oder nicht: In diesem Augenblick wussten wir alle, dass es stimmte. Von welchem Zauber die Rede war. Warum die krächzende Stimme von Adriano Celentano, der ja nun auch schon 87 ist, das Schönste überhaupt sein sollte. Uns allen war klar, dass Menschen selbst in hundert Jahren solche Abende lieben werden: an denen genügt, was da ist, an denen man reden oder tanzen oder rauchen könnte, an denen es auf diese schlichte italienische Weise schön ist – einfach so, wie es hier und jetzt ist.
