Hildesheim - Es stimmt, Katharina: Mit 30 ändert sich einiges. Ich kann dich aber beruhigen: Es ist nicht alles schlecht. Klar, der Rücken fängt an zu schmerzen, und ich bin ehrlich: Auf Partys, die um 23 Uhr starten, brauchst du mich nicht mehr einladen. Aber trotzdem! Die 20er sind doch absolut überbewertet.
Keiner weiß, wo die Reise hingeht. Alle rennen wie frisch geschlüpfte Rehkitze auf wackligen Beinen durch die Welt, spielen bloß erwachsen, wollen dazugehören. Und sind dann doch immer nur auf der Suche. Nach dem richtigen Studium, der passenden WG, dem geeigneten Freundeskreis, dem perfekten Partner. Man datet Männer, die am Wochenende ihre Wäsche noch von Mutti waschen lassen, und diskutiert mit Mitbewohnerinnen über den WG-Putzplan (mit dem Klo-Lappen wird danach nicht das Waschbecken geputzt).
Das Chaos wird weniger – langweiliger wird’s aber nicht
Die Partys sind wilder, klar, aber auch unfassbar laut und überfüllt und am Ende gar nicht so geil, weil man sich gegenseitig doch nur durch stickige, kleine Clubs schubst. Groß dagegen: Die Selbstzweifel. Die verschwinden mit dem 30. Geburtstag natürlich nicht einfach, wäre auch zu schön. Aber so ein bisschen fester sitzt man schon im Sattel, hat sein Plätzchen gefunden und weiß, wer man ist. Oder sein will. Weiß, welche Menschen man in seinem Leben haben will, und auf welche man eher verzichtet.
Kurzum: Das Chaos ist weniger geworden. Und langweilig wird’s trotzdem nicht, weil sich die Leben in so viele verschiedene Richtungen entwickeln. Und weil immer noch so viel möglich ist. Man erlebt es nur etwas entspannter. Und plötzlich freut man sich eben über neue Haushaltsgeräte und wenn man es schafft, vor 22 Uhr im Bett zu liegen. Also: Ich kann es kaum erwarten, dich im 30er-Club begrüßen zu dürfen.
In der neuen Kolumne „Unter Uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Julia Haller und Katharina Brecht im wöchentlichen Wechsel über Themen, die Frauen um die 30 bewegen.