Hildesheim - Letztens habe ich einen tollen Tipp aufgeschnappt, liebe Katharina. Der war so simpel wie genial, dass er mir direkt im Kopf geblieben ist. Das Leben ist in Räume aufgeteilt. Bin ich im einen Raum, sollte ich mich auch nur darauf konzentrieren – ganz achtsam, ist ja klar.
Heißt: Während ich auf der Arbeit bin, denke ich nicht darüber nach, was ich später noch einkaufen muss. Beim Einkaufen denke ich nicht an die unbeantworteten Whatsapp-Nachrichten von Freundinnen. Und während wir beide beim Kaffeetrinken sitzen, habe ich nicht den nächsten Arbeitstag im Kopf. Klingt doch praktisch, oder? So versackt man im Kopf nicht ständig bei den To-Dos anderer Baustellen.
Meine Räume – eine Baustelle
Ich hab mir also fest vorgenommen, mich ans Raumprinzip zu halten. Einige Tage nach dem Entschluss saß ich auf meinem Schlafzimmerfußboden, hinter mir ausgebreitet die Akupressurmatte, mein Rücken noch von Pieksern übersät. Da hing ich über mein Diensthandy gebeugt, eifrig eine Mail tippend, während mein aktueller Raum (Entspannung!) um mich herum zerbröselte.
Mein Freund bemerkte mich und kam in den Raum, also, den physischen, sah mich halb verstört, halb fragend an. Ich gestand: Ja, also, das mit den Räumen, das muss ich noch üben. Oder besser gesagt, mit dem ganzen Gebäudekomplex, den ich da so mit mir herumschleppe. Wir alle, wahrscheinlich, irgendwie. Andererseits: Vielleicht hilft ja auch schon die Erkenntnis. Dass ich gerade in einem Raum bin, aber aus Versehen an 20 andere denke. Während ich eigentlich am liebsten nur auf dem Balkon den Himmel beobachten würde. Was meinst du?
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.