Hildesheim - Bei Hempens gibt es nicht nur unterm Sofa, da gibt es auch am Tisch. Und genau dort saßen wir, als mir der unglaublich traurige Blick meines Mannes auffiel. Es war dieser Blick mit einem ganz bestimmten Kummer. Einer, der bei mir ein Kribbeln im Zwerchfell auslöst, und wenn ich mich nicht fakirhaft beherrsche, sich in einem Lachkrampf Bahn bricht. Und der ist dann nicht mehr zu bremsen. Ich beherrsche mich also und frage einfühlsam. „Na, was ist?“
Mit Haferflocken oder Gemüse?
Mein Mann sieht auf seinen Teller. Dort habe ich liebevoll zwei Frikadellen platziert. Zwei verschiedene Klopse, um genau zu sein. Er soll sagen, welcher leckerer ist. Der mit den kernigen Haferflocken, Ei und Gewürzen oder der aus geraspeltem Gemüse, Ei und Gewürzen. Der Mann holt tief Luft und sagt: „Weißt du, diese Dinger darf man doch nicht Buletten oder Frikadellen nennen.“ Rein optisch wäre da eine Ähnlichkeit, ja, das schon. Auch der Duft nach Gebratenem hätte ihn fröhlich an den Tisch gelockt. „Und dann das!“, sagt er und lässt kraftlos seine Gabel sinken.
Der Kohl muss im Ganzen auf den Tisch
Ich habe für den Abend ein paar Mädels eingeladen und deshalb ein Fuder vegetarische Klopse gefertigt. Es war nicht die Rede davon, dass mein Mann nie wieder seine Klopse aus Hack bekommen wird. Dazu gehört für ihn übrigens eine schöne (!) Salzkartoffel (es können auch vier sein) und ein Blumenkohl. „Blumenkohl, Blumenkohl“, sage ich und zeige mit der Gabel auf den Gemüseklops. „Blumenkohl ist da auch drin!“, unterstützend kaue ich genüsslich die Kernige-Haferflocken-Variante. „Ich meine Blumenkohl im Ganzen!“, ruft mein Mann. Blumenkohl muss als Kohlkopf zu erkennen sein. Gerieben im Klops, püriert oder in Scheiben gebacken ist der Blumenkohl kein Blumenkohl. Fertig. Aus. Basta. Aber mein lieber Mann probiert die Exemplare auf seinem Teller. Der mit Gemüse – gar nicht mal so schlecht. Über den Bratling aus kernigen Haferflocken schüttelt er nur den Kopf, isst aber beide auf.
Als ob er eine Belohnung verdient hätte, sieht mein Mann von seinem Teller auf. „Nächste Woche?“, fragt er. „Ja“, sage ich. Und dazu ’ne schöne Salzkartoffel und einen Blumenkohl – im Ganzen.