Hildesheim - Das Problem der (gar nicht mal so) sozialen Medien ist ja unter anderem, dass wir dort in Blasen leben. Darum ging es in dieser Kolumne schon einmal. Kaum öffnen wir einen Beitrag, oft nur aus Versehen, werden uns unendlich viele ähnliche angezeigt. Und prompt denken wir: Wow, es geht ja allen so wie mir. Klar, das kann mitunter tröstlich sein. Das Gefühl, nicht allein zu sein mit einer Sorge, ist schon schön. Aber in jenen Blasen sind wir für immer gefangen, scheint es. Eine Sorge beackern wir im besten Fall, wir lösen ein Problem, aber die Blase bleibt.
Früher und heute
Mich sprach jüngst ein Beitrag bei Instagram an, bei dem es um „gute Eltern“ ging. Eine lustige alte Dame tanzte lässig zu Techno-Musik und verkündete: „Eltern in den 90ern: Die Kinder sind satt und waren daheim, als die Laternen angingen. Ich bin eine tolle Mutter!“ Dann Schnitt auf eine Katze, die lethargisch zu Meditationsmusik auf der Couch liegt: „Eltern 2025: Ist das Plastikspielzeug BPA-frei? Haben die Kinder genug Vitamine und getrunken? Habe ich mit ihnen auf Augenhöhe kommuniziert? Ich muss noch in 25 Eltern-WhatsApp-Gruppen 303 Nachrichten beantworten. Morgen kümmere ich mich um den Zauberer und das Hüpfschloss für den Kindergeburtstag. Ich muss dringend einen Brotdosen-Schnitzkurs machen......“
Ausgang gesucht
Ich gebe zu: Ich fühlte mit dieser Katze und sah das Reel ein zweites Mal an. Großer Fehler. Besuche ich nun Instagram, geht es ausschließlich darum, was Eltern früher und heute alles leisten oder nicht leisten oder leisten sollten oder nicht leisten sollten. Hilfe! Kennt irgendjemand den Blasen-Ausgang?