Hildesheim - Na, was hat euch drüben im Büro gerade so zum Lachen gebracht, liebe Julia? Ich geb’s zu, ich bin ganz schön neugierig. Aber auch etwas Anderes steckt hinter meiner Frage. Es ist die FOMO, kurz für „fear of missing out“: Die Angst, etwas zu verpassen. Kennst du das Gefühl? Ich habe es ziemlich oft. Zum Beispiel, wenn ein größeres Event in der Stadt stattfindet, das ich nicht besuchen kann, oder alle von dem neuen Restaurant schwärmen, in dem ich noch nicht war, und manchmal ertappe ich mich sogar beim Feiern bei dem Gedanken, ob es in der Bar um die Ecke vielleicht gerade lustiger ist als dort, wo wir gerade sitzen.
Erst am Samstagabend hatte ich wieder das nagende Gefühl, dass mir was entgeht – Wochenenden sind besonders prädestiniert für FOMO. Ich las gemütlich auf meinem Balkon ein Buch, und dann schossen die Gedanken durch meinen Kopf. Was man in solchen Situationen auf keinen Fall machen sollte: Auf Instagram gucken, was die Anderen gerade so Tolles erleben. Hab ich natürlich trotzdem getan. Viele feierten auf dem Maschseefest, eine andere stand im Sonnenuntergang auf Mallorca, und ein Foto von einem perfekt hergerichteten Abendessen fehlte natürlich auch nicht. Und ich saß da, allein zuhaus. Haben alle gerade Spaß – und ich bekomme nichts mit?
Eine Strategie zum FOMO-Bekämpfen
Ich weiß gar nicht so recht, woher diese Gedanken kommen, und wieso mein Kopf das eine ab- und das andere aufwertet. Hatte ich mir diesen Me-Time-Abend doch ausgesucht und bis dahin auch total genossen. Um mich wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen, versuchte ich, mir klarzumachen, dass wir im Internet doch wirklich nur das Tolle, Perfekte, Aufregende zeigen. Wer postet schon etwas von den normalen, alltäglichen Momenten – oder sogar von richtig blöden? Wie viele andere meiner Kontakte saßen also wie ich an diesem Samstagabend zuhause und erlebten ebenfalls gerade – nichts? Oder, schlimmer: lagen mit einem fiesen Kater auf dem Sofa? Oder hatten so gar kein tolles Wochenende, weil sie sich mit ihrem Partner stritten? Da erging es mir doch viel besser. Was manchmal nämlich auch gegen FOMO hilft: Die Aussicht auf Zeit mit Freunden. Einen Tag später war ich schon selbst auf dem Maschseefest, und, klar, postete dort einen Schnappschuss auf Instagram. Wie man das eben so macht. Ich hoffe nur, ich hab damit keine FOMO bei wem anders ausgelöst.
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im wöchentlichen Wechsel über Themen, die Frauen um die 30 bewegen.