Hildesheim - Ich mache mir Gedanken übers Trinkgeld. Denn damit können wir Wertschätzung ausdrücken – oder Missachtung. Das Geben oder Nicht-Geben von Trinkgeld birgt Macht. Fühle ich mich in einem Café oder Restaurant wohl, zahle ich am Ende mit Freude mehr. Hapert es zum Beispiel an Freundlichkeit, spare ich lieber ein bisschen. So weit, so klar.
Trinkgeld vorab
Immer mehr Läden, auch in Hildesheim, setzen aber mittlerweile auf „Am Tresen bestellen und direkt zahlen“. Das Problem dabei: Bezahlt man per Karte, wird auf dem Gerät sofort nach Trinkgeld gefragt. Blöd nur, dass man zu jenem Zeitpunkt weder etwas konsumiert hat, noch final die Nettigkeit beurteilen kann. Wähle ich deshalb im Menü aber aktiv „kein Trinkgeld“ aus, fühle ich mich extrem geizig. Ich ertappe mich in jenen Momenten bei der Hoffnung, dass niemand hinschaut, während ich da drauf tippe. Oft plane ich ja nicht mal, am Ort des Geschehens zu bleiben, sondern nehme das Essen oder Trinken mit. Andererseits wird es natürlich trotzdem für mich zubereitet. Wann gebe ich also wie viel Trinkgeld?
Weniger Druck, mehr Schwein
Mir ist klar, dass Menschen immer seltener bar bezahlen, bei Kartenzahlung aber weniger Leute von allein auf die Idee kommen, Trinkgeld zu geben. Deshalb also ist jene Taste nun fest ins Bezahlsystem integriert. Mit diesem Wissen sollte man sich von ihr wohl einfach nicht unter Druck setzen lassen. Ich selbst traue mich auch in Zukunft, das obligatorische Karten-Trinkgeld abzulehnen. Denn zum Glück gibt’s auf all den Tresen trotz aller Digitalisierung weiterhin niedliche Sparschweine.