Kolumne „Unter uns“

Für die Karriere unbedingt Kinder kriegen – oder lieber doch nicht?!

Hildesheim - Ob Frauen Kinder in die Welt setzen oder nicht – irgendeiner hat immer was zu meckern. Das beobachtet HAZ-Kolumnistin Julia Haller aktuell auch beim Präsidentschaftswahlkampf der USA.

In der HAZ-Kolumne „Unter uns“ schreiben sich Katharina Brecht und Julia Haller abwechselnd zu Themen, die sie bewegen. Diesmal geht’s um die Kritik an kinderlosen Frauen – und jenen mit Kindern. Foto: HAZ

Hildesheim - Ein bisschen Zeit ist noch hin, bis die USA einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin wählt, liebe Katharina – und ich kann die Diskussionen um die Kandidatin Kamala Harris schon jetzt nicht mehr ertragen. Besonders über eine Sache habe ich mich richtig aufgeregt. Denn die Kandidatin der Demokraten hat keine biologischen Kinder, ist „lediglich“ Stiefmutter.

Keine eigenen Kinder? Ein Skandal!

Ein absolutes Unding, findet jedenfalls eine laute Masse in den sozialen Medien. Eine Frau an der Spitze der Macht, die nicht mal Kinder geboren hat? Na, soweit kommt’s noch! Gut, jetzt könnte man sagen: Die bisherigen 45 Präsidenten der Vereinigten Staaten, alles Männer, haben auch keine Kinder zur Welt gebracht. Ein Argument gegen ihre politischen Ambitionen war das nicht.

Alle jungen Frauen, die in der Politik Karriere machen wollen, sollten jetzt also fleißig mitschreiben: Kriegt bloß Kinder, sonst wird euch das später mal vorgeworfen. Allerdings: Da fällt mir die Kanzlerkandidatur von Annalena Baerbock ein. Die heutige Außenministerin trat 2021 zur Bundestagswahl als Grünen-Kandidatin an. Das Gute: Sie hat zwei Kinder! Sogar selbst zur Welt gebracht! So richtig gefallen hat das den Kritikern damals aber auch nicht.

Politikerin und Mutter junger Kinder? Ein Unding!

Da hieß es dann: Kanzlerin mit zwei jungen Töchtern – wie soll das denn gehen? Wie soll die denn Angela Merkel (selbst kinderlos) beerben, wenn die Kinder gerade mal sechs und zehn Jahre alt sind?! Wiedermal zeigt sich: Wie man’s macht, macht man’s verkehrt. Oder in diesem Fall: Frau.

Ich frage mich da zwei Sachen: Wann werden Frauen endlich nicht mehr danach beurteilt, was sie mit ihrer Gebärmutter alles schon gemacht oder nicht gemacht haben? Und: Wäre es für die Kritiker nicht einfacher, direkt zu sagen: Wir finden Frauen in der Politik scheiße?


In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im wöchentlichen Wechsel über Themen, die Frauen um die 30 bewegen.

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