Hildesheim - Magst du eigentlich Smoothies, Katharina? Ich frage für einen Freund. Also, genauer gesagt: für meinen Papa. Der hat mir nämlich letztens dieselbe Frage gestellt. Ich sage: Na, manchmal hau ich mir ein paar gefrorene Erdbeeren in den Mixer und eine Banane noch dazu. Aha!, rief er hocherfreut. Er hat da nämlich was Tolles für mich: einen Smoothie-Maker. Den hat er beim Golf gewonnen. Ich brauche den aber nicht, hab ja meinen Mixer. Das sei jedoch nicht dasselbe, erwiderte er, und nannte mir die genaue Bezeichnung des tollen Geräts. Was ganz Feines! Sagt mir nichts, und: brauch ich auch immer noch nicht. Mein Mixer, der macht ja dasselbe.
Dann bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Denn würde ich jetzt zu meinen Eltern fahren, die Treppe im Haus hoch ins Schlafzimmer gehen, würde ich in der Nachttischschublade meiner Mutter eine kleine, lilafarbene Stoffmaus vorfinden. Selbstgenäht, von mir, in der dritten Klasse. Das nach Lavendel riechende Duftkissen im Inneren hat die Arbeit längst eingestellt; und eine Nadel hat dieses Nadelkissen seit Jahrzehnten nicht gesehen. Aber: wegschmeißen geht für Eltern ja nicht. Ob lilafarbene Nadelmäuse oder selbstgemalte Bilder, die keinerlei künstlerische Tiefe haben – alles bleibt. Und dann frage ich mich schon: Ist das jetzt eine Art Generationenvertrag? Muss ich jetzt auch mein Päckchen tragen, als Ausgleich, und sollte den Smoothie-Maker einfach annehmen? Der ist zwar nicht selbst gemacht, aber selbst gewonnen. Wunder dich also nicht, wenn ich demnächst nur noch selbstgemixte Smoothies ins Büro mitbringe...
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.