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Genesen und doch nicht gesund

In Niedersachsen ist die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) die erste Adresse in Sachen Long Covid, sie bietet auf einem Internetportal eine Übersicht über Angebote und Forschungen. Foto: MHH

Als die Corona-Pandemie auf ihrem Höhepunkt war, schien es mitunter, als würde es nie wieder ein Leben wie zuvor geben. Würden wir alle auf ewig nur noch mit Masken herumlaufen, uns nicht mehr die Hand geben, auf Abstand bleiben? Solche Gedanken sind wie weggeblasen – es gilt, was viele Mediziner auch schon während der Pandemie prognostiziert hatten: dass wir irgendwann mit dem Virus werden leben lernen. Corona ist nicht weg, aber es bestimmt nicht mehr den Alltag, das Leben, die ganze Welt. Die Menschen genießen die neue Normalität. Alle? Nein, es gibt diejenigen, für die Corona nicht vorbei ist. Die aus der Bahn geworfen wurden von ihrer Covid-Erkrankung und unter den Spätfolgen leiden. Die, die nach überstandener akuter Infektion offiziell als genesen gelten, es aber nicht sind. Wie viele Menschen von Long Covid oder Post Covid betroffen sind, weiß niemand genau. Unter Long Covid versteht man Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase von vier Wochen fortbestehen oder dann neu auftreten. Post Covid beschreibt das Krankheitsbild mehr als zwölf Wochen nach der Corona-Infektion.

Eine Anfang 2023 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature Reviews Microbiology“ veröffentlichte Studie geht davon aus, dass zehn Prozent aller an Covid-Erkrankten unter den Spätfolgen leiden. Dr. Jörg Ziebell, Oberarzt am Hildesheimer St. Bernward Krankenhaus, verweist hingegen auf Erhebungen, nach denen wohl höchstens ein Prozent der Infizierten mit Spätfolgen zu kämpfen hätten. Klar ist aber: Zahlreiche Patientinnen und Patienten leiden unter den Auswirkungen, die Symptome sind dabei ganz unterschiedlich – es kann sich um Atemnot und Husten handeln, Müdigkeit, Schlafstörungen, Erschöpfung, aber auch psychische Auffälligkeiten wie depressive Phasen zeigen sich. Bei der schwersten Form sind Männer, Frauen und Jugendliche vom ME/ CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) betroffen. Für ME/CFS ist charakteristisch, dass sich der Zustand nach geringer Anstrengung deutlich verschlechtert. Laut Charité gehören zu den Leitsymptomen schwere Erschöpfung, Konzentrations- und Schlafstörungen, körperliche Symptome wie etwa Hals-, Muskel- und Kopfschmerzen und ein Verlauf über mindestens sechs Monate. Long Covid ist komplex. Die Beschwerden werden wohl durch unterschiedliche Vorgänge im Körper hervorgerufen. Überreaktionen des Immunsystems können eine Rolle spielen, ebenso Gefäßveränderungen, aber auch Viren, die sich nach Covid- 19 noch im Körper verstecken oder von früheren Infektionen reaktiviert sind. ME/CFS ist an sich nicht neu:

Laut Schätzungen waren vor der Pandemie hierzulande schon 250 000 Menschen davon betroffen, etwa nach einer Infektion mit dem Epstein- Barr-Virus, das Pfeiffersches Drüsenfieber auslöst, oder der Grippe. Doch während die Entwicklung von Corona-Impfstoffen außergewöhnlich schnell ging und Covid- 19-Medikamente rasch gefunden wurden, steht der Durchbruch bei Long-Covid-Arzneien und Therapien noch aus. Und es fehlen nicht nur Studien zu den Auswirkungen von Long Covid und möglichen Therapieformen, sondern auch Anlaufstellen für Betroffene. Seltene spezielle Einrichtungen, wie die Long-Covid-Ambulanz des Kardiologen Prof. Dr. Bernhard Schieffer von der Marburger Uni-Klinik, sind über- laufen, auf der Warteliste stehen mehrere tausend Menschen. Schieffer war einer der ersten Mediziner bundesweit, der sich mit dem Thema beschäftigt hat. Er weist auch darauf hin, dass durchaus auch Patientinnen und Patientinnen nach Spätfolgen von Corona-Impfungen (Post Vac Syn- drom) Long-Covid-ähnliche Beschwerden haben können. In Niedersachsen gilt die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) als erste Anlaufstelle bei Long Covid. Auch die beiden Hildesheimer Krankenhäuser Helios und BK verweisen auf die MHH-Ambulanz. „Die MHH bietet drei Spezialambulanzen für Betroffene von Long- bzw. Post-Covid an, darunter ist eine explizit auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet“, erklärt Vanessa Niedzella, Mitarbeiterin in der Pressestelle der Medizinischen Hochschule.

In den Ambulanzen finden Anamnese und Diagnostik statt, die Mediziner initierten aber auch Therapien und geben Therapieempfehlungen innerhalb und außerhalb der MHH. „Dabei setzen wir auf eine starke interdisziplinäre Kooperation mit internen und externen Fachleuten. In unserer Rehabilitationsmedizin werden die Symptome zum Beispiel mit physikalischen Maßnahmen behandelt wie Physiotherapie, Ergotherapie und Atemtherapie“, berichtet die Sprecherin. In der Spezialambulanz in der Pneumologie werden aktuell mehr als 400 Patientinnen und Patienten betreut. Neben den drei Spezialambulanzen betreibt die MHH-Klinik für Neurologie noch eine neurologische Studienambulanz, wo derzeit allerdings keine neuen Betroffenen aufgenommen werden können – es gibt aber eine Warteliste. Wenn Betroffene tatsächlich Diagnose und Therapieempfehlung bekommen, tut sich allerdings mitunter ein anderes Problem auf: die Finanzierung der Behandlung. Denn so lange es nicht ausreichend wissenschaftliche Studien und Belege für den Nutzen von kostspieligen Therapieansätzen, wie etwa einer Apherese (Blutwäsche) gibt, die mutmaßlich krankmachende Autoantikörper herausfiltern sollen, müssen Patientinnen und Patienten selbst zahlen. „Das kostet dann bis zu 15 000 Euro“, sagt Dr. Henning Steen.

Der Kardiologe und Internist ist Inhaber einer privatärztlichen Kardio-MRT-Praxis in Hamburg und Hannover und war zuvor als Leiter des Zentrums für Kardiale Bildgebung (ZKB) am Marienkrankenhaus in Hamburg tätig. Steen wünscht, wie andere Mediziner und Betroffene auch, dass die Forschung zum Thema Long Covid schneller vorangetrieben wird und dass die Politik mehr Geld dafür zur Verfügung stellt. Immerhin sei inzwischen die Notwendigkeit erkannt worden. Er wisse, wie verzweifelt Betroffene seien, weil sie und ihre Beschwerden nicht ernst genommen würden. Denn nicht selten blieben Untersuchungen bei den Standard Check-Ups ohne auffälligen Befund – was häufig im krassen Widerspruch zum Empfinden der Patienten steht. Steen geht davon aus, dass, wenn bei Long Covid etwa das Herz betroffen ist, es viel weniger dramatische Auswirkungen gibt als nach klassischen Herzmuskelentzündungen. Solchen „leichten Veränderungen“ geht er mit Hilfe einer Herz-MRT-Untersuchung nach. Steen bietet ein „Corona-Herznachsorge-Paket“ an, dazu gehört eine Cardisiographie dazu, die die elektrische Aktivität des Herzmuskels dreidimensional misst, sowie eine Blutuntersuchung sowie das Herz- MRT. Mit einem möglichen Befund nach der Untersuchung verschwänden zwar die Symptome nicht, aber die Patienten hätten wenigstens etwas in der Hand und könnten darauf verweisen, wenn es um eine mögliche Behandlung gehe. Das „Nachsorge- Paket“ müssen Steens Patienten allerdings selbst zahlen, die Kassen kommen dafür nicht auf: 599 Euro kostet es. Er habe schon den Vorwurf gehört, dass er sich an den Long-Covid-Betroffenen bereichern wolle, sagt Steen. Das weist er ausdrücklich zurück: „Wir wollen den Betroffenen helfen und halten die Kosten so gering es geht.“

Jan Furhop

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