■ Was ist der Graue Star?
Der Graue Star, medizinisch als Katarakt bezeichnet, ist eine der häufigsten Augenerkrankungen weltweit und eine führende Ursache für Erblindung.
Dabei trübt sich die natürliche Augenlinse. Das führt zu einer fortschreitenden Verschlechterung des Sehvermögens. Allein in Deutschland unterziehen sich daher jährlich etwa 900.000 Menschen einer Grauen-Star-Operation.
■ Ursachen und Symptome
Früher oder später kann jeden Menschen die Diagnose „Grauer Star“ treffen: Die Augenlinse, die in der Jugend noch klar und elastisch ist, wird beim natürlichen Alterungsprozess über die Jahre trübe und hart. Die Farben verlieren nach und nach an Intensität. Die Sehschärfe nimmt langsam ab. Die Betroffenen blicken wie durch einen Nebelschleier.
Die Lichtempfindlichkeit verändert sich, was sich besonders beim Autofahren in der Nacht unangenehm bemerkbar macht. Weitere Risikofaktoren sind Diabetes mellitus, UV-Strahlung, Rauchen, bestimmte Medikamente wie Kortison sowie Augenverletzungen.
Da sich Veränderungen oftmals erst über Jahre ergeben, registrieren viele Betroffene bis zu einem bestimmten Grad zunächst gar nicht, dass sie an einer Augenkrankheit leiden könnten. Im fortgeschrittenen Stadium kann das Sehvermögen dann auch nicht mehr durch eine neu verordnete Brille verbessert werden.
■ Diagnose
Klarheit schafft der Weg zum Augenarzt. Bei einer umfassenden Untersuchung misst der Arzt die Sehkraft, inspiziert die Linse und führt weitere apparative Untersuchungen durch, um die Trübung der Linse sicher diagnostizieren zu können.
■ Behandlung: Katarakt-Operation
Bei der Katarakt-Operation entfernt der Augenchirurg die eingetrübte Linse mikrochirurgisch mittels Ultraschallsonde und ersetzt sie durch ein Kunststoffimplantat.
Der operative Eingriff dauert zwischen 10 und 20 Minuten und wird ambulant durchgeführt. In den meisten Fällen reicht eine lokale Betäubung des Auges. Auf Wunsch der Patienten ist aber auch eine Sedierung oder Vollnarkose möglich.
Im Normalfall haben die Patienten während der Operation und danach keine Schmerzen. Lässt die Betäubung nach, empfinden manche ein Piksen oder das Gefühl eines Sandkorns im Auge. Das verschwindet aber nach kurzer Zeit. Nach der OP kann sich der Patient zu Hause ausruhen und sucht am nächsten Tag den Arzt zur Kontrolluntersuchung auf.
■ Mehr Sicherheit und Präzision
Mehr Komfort, Präzision und Sicherheit und kürzere Operationszeiten bietet eine neue innovative Therapie, die moderne Lasertechnik. Einer der bundesweiten Vorreiter dieser neuen Technik hat seinen Sitz am Gesundheitsstandort Hildesheim.
Am MVZ Hildesheimer Augenzentrum im Vinzentinum am St. Bernward Krankenhaus bedienen sich die Augenchirurgen um den ärztlichen Leiter Ralph Herrmann des Femtosekunden-Lasers. Mit einem Saugring fixiert der Arzt das Auge.
Operationen am Auge erfordern höchste Präzision, denn der winzige Schnitt, durch den die Operateure die weiche, zunächst aufgerollte Ersatzlinse schieben werden, ist nur zwei Millimeter groß.
Per Joystick steuert der Operateur sein High-Tech-Gerät auf den Bruchteil eines Millimeters genau. Femtosekunden-Laser komprimieren die Energie in einen extrem kurzen Zeitraum. An der Stelle, an der der Lichtimpuls auftrifft, wird der harte Linsenkern durch den Femto-Laser mikroskopisch fein geteilt.
Anschließend wird die Linse mittels Ultraschall zerkleinert und abgesaugt. Der große Vorteil: Das umliegende Gewebe wird geschont, da die benötigte Ultraschallenergie minimiert wird. Danach setzt der Operateur die neue Intraokularlinse ein. So lassen sich zugleich Sehschwächen ausgleichen. Mit Multifokallinsen kann der Arzt sogar ähnlich einer Gleitsichtbrille mehrere Bereiche zugleich korrigieren.
24 Stunden nach der Operation kontrolliert der Chirurg das Auge beim Blick durch das Mikroskop. Jetzt drei Tage lang nicht über das Auge reiben, vier Wochen tropfen und dann?
Dann präsentiert sich den Patienten die Welt wieder in ihrer bunten Farbenpracht. Alles ist viel heller. Nun ist meist auch nachts das Autofahren wieder möglich. Die Krönung des Ganzen: Die Krankheit Grauer Star ist auf Dauer besiegt. Die Linse muss nur einmal im Leben operiert werden.
Ralph Herrmann