Hildesheim - Es gibt Menschen, die stellen mir Fragen, nachdem ich eine Kolumne wie diese veröffentlicht habe. Vor wenigen Wochen schrieb ich darüber, dass ich mit meinen Kindern nach einem langen Einkauf ein Café zum Verschnaufen betrat – und siehe da, die müden Kleinen quengelten. „Wie wäre es, die Kinder zu erziehen, damit der Einkauf entspannt ist?! Warum quengeln die Kinder überhaupt?“, fragte daraufhin eine gewisse Hannelore.
Kinderhaben als Wellness-Programm
Ich überlegte kurz, ob ich mein Leben tatsächlich radikal ändern und meinen Kindern spontan das Quengeln aberziehen könnte. Welch wunderbare Welt da auf mich warten würde, ach, auf alle Eltern dieser Erde. 24 Stunden kooperierende Kinder, immer leise, super drauf, ohne Geschrei und Tränen und dieses ganze nervige Gehabe der kindlichen Emotionen. Kinderhaben als Wellness-Programm, man muss es nur richtig anstellen, liebe Hannelore, oder?
Die Gefühle haben keine Schweigepflicht
Ich stellte mir dann allerdings vor, wie in meinem Kleinsten mal wieder Wut und Enttäuschung hochsteigen, weil er in der Drogerie nicht das 78. Lego-Set kaufen darf – oder er eben nach einer langen Kita-Woche keine Kooperation mehr fürs Einkaufen übrig hat. Bedeutet „Erziehen“ nun, diese Emotionen im Keim zu ersticken? Klar, mit erwachsener Macht aufs Kind hinabzuschauen und Dinge mit Härte zu verbieten, ist viel einfacher als Gefühle zu begleiten und auszuhalten. Aber, Hand aufs Herz, möchten wir, dass unsere Kinder langfristig lernen, ihr Gefühl zu unterdrücken?