Hildesheim - Jeden Tag veröffentlicht die Hildesheimer Allgemeine Zeitung ein Foto des Tages. Haben Sie auch einen ganz besonderen Schnappschuss gemacht? Dann senden Sie uns das Bild mit dem Betreff „Hingucker“ an redaktion@hildesheimer-allgemeine.de.
„Ein gefährliches Spiel und wenig hygienisch“, lautete das scharfe Urteil eines HAZ-Redakteurs im Jahr 1968. Dabei bezog er sich allerdings auf alle, die ein unbekümmertes Bad im Hohnsensee nahmen. Warum also der Ärger? Der liegt auf der Hand, wenn man sich das Datum der Aufnahme anschaut: Am 8. April 1968 war der Hohnsensee noch ein Baggersee und das Bad in den schon kühlen Fluten daher durchaus mit einem erheblichen Risiko verbunden.
Seit dem 7. Januar 1966 waren hier Bagger im Einsatz, um den wertvollen Kies abzubauen. Bis zur Einweihung des dabei „nebenbei“ entstehenden Badesees am 26. Mai 1974 vergingen acht Jahre, in denen rund 770.000 Tonnen des begehrten Baustoffes zu Tage gefördert werden. Die Stadt wurde mit einer Mark pro Tonne beteiligt, konnte also insgesamt 770.00 Mark „zweckbestimmt“ für die Anlagen rund um den See verwenden.
Und die Hildesheimer nahmen die „geschenkten“ 100.000 Quadratmeter an neuer Wasserfläche begeistert an, beim Eröffnungsfest wurden mehr als 25.000 Besucher gezählt, quasi ein Viertel der Stadtbevölkerung war zu den Ufern aufgebrochen.
Die sieben Jugendlichen auf unserem Foto waren also sechs Jahre zu früh dran, als sie in die Fluten des gerade erst entstehenden Sees sprangen. Sie hatten aber auch einen guten Grund dafür, denn im Gegensatz zum eher frostigen Mai des Eröffnungsjahres 1974 war das Frühjahr 1968 mit Temperaturen bis zu 35 Grad außergewöhnlich heiß. Am ersten Schultag nach den dreiwöchigen Osterferien bekamen die Jungs nach der vierten Stunde sogar hitzefrei, die Freibäder waren allerdings so früh im Jahr noch geschlossen. Also blieb, um die müden Körper und Geister zu erfrischen, nur der Weg zum Hohnsen, an die Innerste oder den Kanal.
Alle Hingucker auf einen Blick.