Hildesheim - Jeden Tag veröffentlicht die Hildesheimer Allgemeine Zeitung ein Foto des Tages. Haben Sie auch einen ganz besonderen Schnappschuss gemacht? Dann senden Sie uns das Bild mit dem Betreff „Hingucker“ an redaktion@hildesheimer-allgemeine.de.
Sie ist eine der Hauptzufahrten nach Hildesheim, trägt ein nicht mehr existierendes Dorf im Namen und wäre beinahe einmal gesprengt worden. Wer sich die historische Aufnahme aus dem Juni 1926 genau anschaut, der dürfte sich schnell zurechtfinden: Es geht um die Hohnsenbrücke. Auf dem historischen Foto zeigen sich hier während der Bauarbeiten links die alte und rechts die neue Hohnser Brücke friedlich vereint. Am 5. Oktober 1926 wurde die neue Brücke endgültig für den Fahrverkehr freigegeben, zu diesem Zeitpunkt war die alte Brücke bereits abgerissen, ihre Widerlager wurden vom 2. bis 4. Oktober 1926 gesprengt. Im Hintergrund sind noch gut die parallel zum Brückenbau laufenden Pflasterarbeiten in Richtung Zimmerplatz und die Gebäude der ehemaligen Königlichen Baugewerkschule sowie erste Villen am südlichen Weinberg zu sehen.
Zweimal drohte dem Bauwerk schon der Abriss beziehungsweise eine Sprengung. Im Frühjahr 1986 musste die Fahrbahn teilweise gesperrt und geöffnet werden, um die Standfestigkeit der Betonteile im Inneren zu kontrollieren. Der Befund war erschreckend, Rost hatte die Stahlbewehrung zerfressen, „völlig verrottet“ war die Einschätzung der Fachleute, die einen Abriss und Neubau empfahlen. Die Brücke würde schließlich allerdings saniert.
Dass die Brücke zu diesem Zeitpunkt überhaupt in der Form noch stand, war nicht selbstverständlich, denn am Morgen des 7. April 1945 hatten Wehrmachtssoldaten Sprengladungen montiert, um den heranrückenden Amerikanern den Übergang über die Innerste zu versperren. Dass die Zünder nicht ausgelöst wurden und die Hohnsenbrücke den Zweiten Weltkrieg unbeschädigt überstand, ist wohl dem bemerkenswerten Einsatz von „Hadley’s Talking Tank“ zu verdanken. Der Panzer war von der US-Armee für den Einsatz im Rahmen der psychologischen Kampfführung mit einem Lautsprecher ausgestattet worden. Kommandant Captain Arthur T. Hadley bezog mit seinem „Propaganda Tank“ südlich der Brücke Stellung und forderte per Durchsage mehrsprachig zur Demontage des Sprengstoffs auf. Hadleys Botschaft wurde verstanden, er konnte seine „Überzeugungsfahrt“ in Richtung Innenstadt fortsetzen, mehr als 200 deutsche Soldaten ließen sich so von der Sinnlosigkeit weiteren Widerstandes überzeugen und streckten die Waffen.
Der Name erinnert im Übrigen an das im Mittelalter wüst gefallene Dorf Hohnsen, von dem sich bis 1634 noch die Hohnser Mühle an dieser Stelle erhalten hatte.
Alle Hingucker auf einen Blick.