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Heute ist der Rottsberg ein schön gelegenes Landschaftsschutzgebiet im Südwesten der Stadt, Jung und Alt gehen dort gern auf dem Panoramaweg spazieren, freuen sich über das bunte Leben in der Jugendherberge oder erinnern sich an durchtanzte Nächte im legendären Bebop. Nur einmal wurde die Idylle auf Bergeshöhen empfindlich gestört: Im Januar 1985 statuierte die Stadt ein Exempel und ließ bei Nacht und Nebel Abrissbagger anrücken. Auslöser für das Drama war ein Bungalow, der die Bezeichnung „Parison-Villa“ verliehen bekommen hatte. Der Bauingenieur Hans Parison hatte den Bungalow in den Jahren 1971/72 überwiegend in Eigenarbeit auf seinem 2740 Quadratmeter großen Grundstück errichtet und dabei mit unermüdlichem Einsatz jede der aus Sandstein gefertigten Ecken abgerundet. Das Haus hatte schließlich mehr runde Mauern als Ecken. Blöd nur, dass das Parison‘sche Anwesen im 1964 von der Stadt ausgewiesenen Landschaftsschutzgesetz lag. (Foto: Archiv Verlag Gebrüder Gerstenberg)
Parison hätte das Grundstück tatsächlich nur für den Obstanbau nutzen und dort maximal ein Gartenhäuschen mit einer 16 bis 24 Quadratmetern großen Grundfläche errichten dürfen. Eine Baugenehmigung für seine „Villa“ hatte er nicht. Den auffälligen Schwarz-Bau konnten und wollten die Verantwortlichen im Bauamt nicht tolerieren. Zwölf Jahre durften Hans und Ingeborg Parison in ihrem Anwesen verbringen, in dessen Bau sie 250.000 Mark investiert hatten, dann hatte das juristische Tauziehen ein Ende. Nach jahrzehntelangen Rechtsstreitigkeiten kannte die Stadt keine Gnade mehr und riss das Gebäude im Januar 1985 unvermittelt ab. Die Stadt war zwar völlig im Recht, die Umstände des Abrisses erregten dennoch bundesweit Aufmerksamkeit und wurden von vielen Beobachtern als Schande für Hildesheim bewertet. Zwei Menschen, 62 und 75 Jahre alt, bei Nacht und Nebel aus ihrem Heim zu werfen, kam nicht gut an. Parisons hatten bis zuletzt zumindest auf ein Wohnrecht bis zu ihrem Lebensende gehofft, wurden aber bitter enttäuscht. Sie lehnten die angebotene neue Bleibe in der Feldstraße ab, kehrten ihrer Heimatstadt den Rücken und zogen zu Verwandten in die Pfalz.
Alle Hingucker auf einen Blick.
