Hildesheim - Jeden Tag veröffentlicht die Hildesheimer Allgemeine Zeitung ein Foto des Tages. Haben Sie auch einen ganz besonderen Schnappschuss gemacht? Dann senden Sie uns das Bild mit dem Betreff „Hingucker“ an redaktion@hildesheimer-allgemeine.de.
Über das, was Steine alles so erzählen würden, wenn sie denn reden könnten, wird häufig spekuliert. Auch die ehemalige Paulinerkirche im Brühl könnte spannende Geschichten aus den zurückliegenden acht Jahrhunderten erzählen. Kirche und Kloster der Dominikaner für den Heiligen Paulus waren um 1234 entstanden. Nach der Reformation 1542 wurde hier die erste Druckerei der Stadt eingerichtet. (Foto: Archiv Verlag Gebrüder Gerstenberg)
1617 ging in den Kellergewölben des alten Klosters ein ambitioniertes Unternehmen an den Start: Hildesheims erste Tageszeitung, die „Relation“, fand von hier aus ihren Weg zu den Lesern. Im Dreißigjährigen Krieg erstarb das Interesse an der Weltpolitik vor Ort aber schnell wieder, bis zur Gründung der HAZ sollten weitere achtzig Jahre ins Land gehen.
Bald darauf folgten Kultur und Geselligkeit: Die eigens gegründete „Aktiengesellschaft Union“ ließ die mittlerweile aufgegebene Kirche zu einer Stätte für Konzert und Theater umbauen, nach 1909 wurde daraus die Stadthalle. Die historische Aufnahme von oben zeigt die Stadthalle in der Neuen Straße in den frühen 1930er-Jahren. Die Inschrift über dem Eingang warb für das „Konzert- und Gesellschaftshaus“, links ging es direkt zum Theater und Festsaal im Obergeschoss, das Stadthallen-Restaurant mit Bierhalle im Erdgeschoss war auch separat über einen eigenen Zugang auf der rechten Seite erreichbar.
Während des Ersten Weltkrieges dienten die Räume als Lazarett, im März 1945 folgte das dunkelste Kapitel in der Geschichte der Paulinerkirche: Die unmenschliche Unterbringung eines KZ-Außenkommandos im Saal der Stadthalle. Dem alliierten Bombenangriff am 22. März konnten nur die Außenmauern widerstehen, zurück blieb eine ausgebrannte Ruine. Die noch vorhandenen Teile wurden beim Neubau des 1981 eingeweihten Pflegeheimes St. Paulus mit eingebunden. Aus dem zwischenzeitlichen Bier- ist also zumindest teilweise wieder ein Bethaus geworden.
Alle Hingucker auf einen Blick.
