Foto des Tages

Hingucker: Historische Hildesheimer Einkaufspassage

Hildesheim - Dort wo man wohnt, möchte man auch einkaufen – dieses Motto wurde in einem Hildesheimer Stadtteil konsequent umgesetzt. Blick zurück auf einen Ort, den es in der Form nicht mehr gibt.

Hildesheim - Jeden Tag veröffentlicht die Hildesheimer Allgemeine Zeitung ein Foto des Tages. Haben Sie auch einen ganz besonderen Schnappschuss gemacht? Dann senden Sie uns das Bild mit dem Betreff „Hingucker“ an redaktion@hildesheimer-allgemeine.de.


„Das größte Bauprojekt, das in Hildesheim je geplant worden ist“ – so kündigt die HAZ die „Satellitenstadt“ in Drispenstedt im Dezember 1958 an. Hochhaussiedlungen wie die Neue Vahr in Bremen oder die Sennestadt in Bielefeld, die vielen Wohnungssuchenden eine Unterkunft bieten, dienen damals als Vorbild. Der Berliner Stadtplaner Fritz Eggeling (1913–1966), der nach dem Krieg auch als Baurat in Hannover tätig und an der Planung der Sennestadt beteiligt war, plant auch die Bauten im 1938 eingemeindeten Drispenstedt.

Doch er bleibt nicht der einzige Planer – schließlich ist es ein Haufen Arbeit, der in Drispenstedt anliegt. Die gbg engagiert deshalb auch einige Hildesheimer Architekten wie beispielsweise August Alfred Steinborn, der bereits im Andreasviertel mit geplant hat, und vor allem Heinz Geyer (1923–2015). 1960 beziehen die ersten der etwa 4500 Mieter ihre Wohnungen und beschweren sich auch nicht darüber, dass sie ihre Einrichtungen noch durch Bauschlamm tragen müssen. 1300 Wohnungen, die bis 1963 in Drispenstedt fertiggestellt werden, reichen aber nicht. Es sei ein Fehler gewesen, nicht von vornherein mehr Wohnungen zu planen, so die gbg. Manche Menschen leben seit dem Kriegsende in provisorischen Unterkünften und vor allem Beschäftigte der Bosch-Blaupunkt-Werke brauchen Wohnungen.

Doch man wollte natürlich nicht nur in Drispenstedt wohnen, sondern auch dort einkaufen – es lag also nahe, dort auch eine Ladenzeile zu planen und zu bauen. Auf der historischen Aufnahme von Theo Wetterau, die vor 1963 entstand, ist das neue Einkaufszentrum mit seinen überdachten Passagen, großen Pflanzrabatten zu sehen und einer Reklame für den dortigen Metzger zu sehen. Die Ladenzeile, die auf dem Bild zu sehen ist, gibt es übrigens in der Form nicht mehr – sie wurde Ende 2023 abgerissen. Die gbg lässt derzeit an der Ehrlicherstraße für 42 Millionen Euro ein neues Einkaufszentrum mit vielen Geschäften, Wohnungen und einer Tiefgarage bauen. Das soll Anfang 2026 fertiggestellt sein.

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