Foto des Tages

Historischer Hingucker: Der Feuerspucker in der Hildesheimer Keßlerstraße

Hildesheim - Der Name der Keßlerstraße ist jahrhundertelang überliefert und eine historische Aufnahme beweist: Ordentlich gefeiert wurde in Hildesheims Vorzeigestraße früher auch.

Hildesheim - Jeden Tag veröffentlicht die Hildesheimer Allgemeine Zeitung auf ihrem Instagram-Kanal ein Foto des Tages. Haben Sie auch einen ganz besonderen Schnappschuss gemacht? Dann senden Sie uns das Bild mit dem Betreff „Hingucker“ an redaktion@hildesheimer-allgemeine.de.


Bei dieser historischen Aufnahme könnte man doch glatt an den Hildesheimer Pflasterzauber denken – aber weit gefehlt! Dieses Foto entstand am 2. Juni 1984 und damit weit vor dem Start des Kleinkunstfestivals, das sich in den vergangenen Jahren zum echten Publikumsmagneten gemausert hat. Wäre nur noch zu klären, wo genau die Aufnahme entstand. Ein Blick auf die Häuser im Hintergrund könnte helfen: Da entdeckt man doch auch ein Fachwerkhaus. Nun also nicht mehr lange um den heißen Brei rumreden: Der Feuerspucker begeistert sein Publikum in der Keßlerstraße.

Der Name der bei Einheimischen sowie Touristen gleichermaßen beliebten Straße, ist bereits seit 700 Jahren überliefert und weist auf das früher oft von „fliegenden“ Handwerkern verrichtete Geschäft des Reparierens von Küchenkesseln hin. In der Nachbarschaft siedelten sich Ackerbürger oder einfache Händler an, das nahegelegene Rotlichtviertel am Gelben Stern ist ein Indiz, dass damals viele alleinstehende Frauen gezwungen waren, ihren Lebensunterhalt auch mit Prostitution zu bestreiten. Da die Geldbeutel nicht arg prall gefüllt waren, fielen die meisten Bauten eher kleiner aus.

Bis in die Siebzigerjahre hinein hatte sich die Keßlerstraße ihren fast schon dörflichen Charakter bewahrt, zuletzt waren hier noch 13 Rinder, 50 Schweine, etliche Hühner und einige Pferde zuhause. Mit dem Umbau der als Großvogtei bekannten Anlage für das NLI, dem damaligen Niedersächsischen Lehrerfortbildungsinstitut, endete die Ära des Hähne-Krähens und der Misthaufen endgültig 1980. Von 1979 an wurde die Keßlerstraße auch umgestaltet – in die Form, in der wir sie heute kennen. Und bei zahlreichen Straßenfesten ging es über die Jahre immer hoch her: Dort gaben sich rund um die Loge Bänkelsänger, Bürger, Bettler, Dirnen und Gaukler ein buntes Stelldichein.