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Bitte alle einsteigen, die Bimmelbahn fährt gleich los! Diesen Satz hört man heutzutage nicht mehr auf dem Hildesheimer Weihnachtsmarkt – dabei war er früher ganz normal und sorgte für jede Menge Vorfreude bei Kindern aus nah und fern. Von 1991 an drehte die Kindereisenbahn der Familie Behrend/Hartmann aus Hoyershausen ihre Runden um den Rolandbrunnen und ließ dabei stets den Blick auf die steinernen Ornamente frei, eine Auflage, die die Stadt bei der Genehmigung auch explizit so formulierte. Die historische Aufnahme zeigt Besitzer Julius Ahrend am 21. Dezember 1997. (Foto: Archiv Verlag Gebrüder Gerstenberg)
Jedes Jahr verlegte Geschäftsführer Uwe Hartmann akribisch die Gleise im Rundkreis, in dem kleinen Schalterhäuschen, von dem aus die Fahrkarten verkauft wurden, schlug das technische Herz der Anlage. Eigens für die Domstadt gebaut und nur hier unterwegs, zählte die kleine Lok mit ihren Waggons schnell zu den Attraktionen.
Aus der Miniaturanlage wurde fast ein richtiger Zug, überdachte Abteile schützten während der Fahrt vor der Unbill des Wetters, auch in der Lokomotive durften nur Kinder Platz nehmen. Das Steuer behielten allerdings die Erwachsenen in der Hand.
Der Verkehr auf der beliebten Weihnachtslinie geriet 2007 jäh ins Stocken. Die Verantwortlichen der Hildesheimer Veranstaltungs-GbR hatten ein neues Platzkonzept entwickelt, getragen auch von wirtschaftlichen Überlegungen. Denn je größer der Umsatz, desto höher die zu zahlende Standmiete. Die 1A-Lage am Roland wurde nun von Fachwerkhäuschen mit Imbiss- und Getränkesortiment besetzt, die Gemütlichkeit ausstrahlen und vor allem die Zugluft hemmen sollten. Der Brunnen war dahinter zwar nicht mehr zu erkennen, aber das nur für vier Wochen im Jahr, das schien vertretbar, der Denkmalschutz hielt still.
Die Kindereisenbahn stand diesen deutlich höhere Einnahmen versprechenden Plänen im Weg, für sie hatte man einen alternativen Standort am Pferdemarkt ersonnen, der sich aber als echtes Abstellgleis erwies. Die Umsätze brachen über die Hälfte ein, eine dritte Spielstätte ließ sich in das bestehende Weihnachtstreiben nicht integrieren, dafür war der Abstand über Juden- und Scheelenstraße ins Herz der Stadt doch etwas zu groß. Bei aller Liebe für das eigene Geschäft musste Besitzer Julius Ahrend schließlich die Notbremse ziehen. So gern er auch Kindern eine Freude bereitete, mit den geringen Einnahmen ließen sich die Ausgaben nicht decken, seit 2010 bleibt der Zug eingemottet im Schuppen stehen.
