Kolumne Gefundenes Fressen

Kinderschokolade, Götterspeise, Blätterteig – lange wurden Kunden betrogen, auch in Hildesheim, doch nun soll damit Schluss sein

Hildesheim - Nicht immer enthalten Speisen das, was sie versprechen. Sonst hätte Blätterteig jetzt im Herbst sicher Hochkonjunktur. Um die Begriffsverwirrung zu beenden, will die EU nun zumindest bei Fleisch und Wurst Klarheit schaffen.

Die Kolumne Gefundenes Fressen erscheint jeden Montag in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung. Foto: HAZ

Hildesheim - Es ist ein Skandal, liebe Leserinnen und Leser, eine Unverschämtheit, wie man uns als Verbraucher, als Konsumentinnen, als Naschkatzen und -kater für dumm verkauft! Eine Debatte im EU-Parlament hat nun die erschütternde Wahrheit zutage gefördert: In Kinderschokolade sind gar keine Kinder drin! Und in Katzenzungen, halten Sie sich fest: null Prozent Katze! 0,00! Von Zunge ganz zu schweigen! Das ist Betrug am Kunden, wohl einer der schwersten in der Geschichte der Nachkriegszeit.

Nun aber will die EU den Nahrungsmittel-Ganoven das Handwerk legen. Die Mehrheit der Abgeordneten stimmte vor einigen Tagen dafür, dass Wurst, Burger und Schnitzel nur dann Wurst, Burger und Schnitzel heißen dürfen, wenn darin echte Tiere verarbeitet, ja: verwurstet wurden. Das vegane Imitat kann heißen, wie es will, aber nicht Wurst! Sonst besteht die Gefahr, dass Fleischliebhaber plötzlich pflanzliche Wurst auf den Grill legen – stellen Sie sich das mal vor! Uuaaahh! Gruselig wär das.

Plötzlich sind die veganen Würstchen weg! Wo sind sie?

Wie gruselig genau, weiß ich aus eigener Erfahrung. Mein Vater kaufte neulich für ein Grillen extra für mich vegane Würstchen. Lange vor der Veranstaltung, denn er plant mit Weitblick. Am Grillabend nun begannen er und seine Frau die veganen Würstchen zu suchen, die sie extra zur Seite gelegt hatten – doch wohin? Ganz hinten in den Kühlschrank? Nein. In die Vorratskammer? Nein. Vielleicht in die Kartoffelkiste? Auch nicht. Beim letzten Grillen hatten sie sie doch noch gesehen! „Das waren aber nicht die mit der grünen Aufschrift?“, fragte seine Frau plötzlich leise meinen Vater. „Du weißt schon... die, die wir so lecker fanden!“ Mein Vater sagte nur: „Oh Gott!“ – Tja.

Und das alles nur, weil die veganen Würstchen Würstchen hießen. Sowas darf nie wieder passieren, Sie sehen ja selbst, am Ende findet man Sachen ohne Tiere sogar noch lecker! Das geht nicht! Statt des „geformten pflanzlichen Ersatzprodukts zum Grillen“, wie es heißen muss, aß ich an jenem Abend Götterspeise und Blätterteig, aus echtem Laub und Göttern, versteht sich. Und trank einen Jägermeister auf das EU-Parlament: Danke für diese wertvolle, wichtige Arbeit, Leute!

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