Hildesheim - Das Phänomen des Kopfschüttelns ist weit verbreitet, darum ging es in dieser Kolumne schon einmal. Ich meine nicht das Verneinen im vertrauten Gespräch, sondern das anonyme Schütteln im öffentlichen Raum. Man sieht etwas oder jemanden, wundert oder ärgert sich und schüttelt vielsagend den Kopf. Jüngst passierte mir das wieder einmal, ich wurde beschüttelt. Weshalb allerdings, bleibt mir auch im Nachhinein komplett schleierhaft.
Hatte ich sie geschnitten?
Ich steuerte mein Auto über die Zingel, fuhr 100 Prozent regelkonform, stoppte an der roten PvH-Ampel. Links neben mir hielt ein Stadtbus, am Steuer eine sichtlich schlecht gelaunte Busfahrerin. Sie schaute grimmig zu mir herüber und: schüttelte ihren Kopf. Nicht einmal oder zweimal, nein, ganze viermal. Zu mir sehen, wieder geradeaus, Kopf schütteln, zu mir sehen, wieder geradeaus, Kopf schütteln – und wieder von vorn. Ich überlegte, ob ich sie unbewusst geschnitten oder zu scharf gebremst hatte. Aber nein, nichts dergleichen war passiert. Hatte ich aus dem Nichts einen streitbaren Sticker am Auto? Auch nicht. Gut, ich trug Mütze und Wollschal, auch im Auto. Vielleicht fand sie das modisch fraglich? Zu unfrühlingshaft?
Einfach winken
Letztlich kam ich allerdings zu dem Schluss: Die Frau hatte wohl einfach einen miesen Tag und wollte ihr Umfeld daran teilhaben lassen. Nicht die feine englische Art, aber ich hatte das Nachsehen. Immerhin war ich auf dem Weg in den Feierabend, während sie einen Haufen (undankbarer?) Menschen durch die Gegend fuhr. Ich lächelte sie an, verständnisvoll, und winkte.