Kolumne Zweitstimme

Mehr Ganztagsgeld für Hildesheimer Grundschulen mit schwierigen Bedingungen: Richtig so

Hildesheim - Sechs Grundschulen in Hildesheim, die besondere soziale Herausforderungen haben, sollen wegen dieser von der Stadt im Verhältnis etwas mehr Geld für Ganztagsangebote bekommen als andere Schulen. Dass die CDU sich deswegen um Flötenkurse dort sorgt, sei unverständlich, schreibt HAZ-Redakteur Rainer Breda in seiner Kolumne Zweitstimme.

HAZ-Redakteur Rainer Breda beschäftigt sich in seiner Kolumne Zweitstimme mit dem politischen Geschehen in Stadt und Landkreis Hildesheim. Foto: HAZ-Archiv

Hildesheim - Wenn es im Hildesheimer Rat um Verkehrsthemen geht, kann man sicher sein, dass im Laufe der Debatte irgendwann das Wort „ideologisch“ durch den Saal dröhnt – verwendet von einem Vertreter der Oppositionsgruppe rund um die CDU, gedacht als Vorwurf an die rot-grün geführte Mehrheitsgruppe, diese würde trotz eindeutiger und glasklarer Argumente nur stur an ihrer Grundsatzhaltung kleben.

Doch auch der CDU ist eine gewisse Ignoranz nicht fremd. Anders lässt sich jedenfalls nicht erklären, wie sich die Christdemokraten jüngst bei der Frage im Rat verhielten, ob Grundschulen mit einem schwierigen sozialen Umfeld etwas mehr Geld für Ganztagsangebote erhalten sollen als andere Schulen, deren Kinder in komfortableren Bedingungen aufwachsen. Die Mehrheitsgruppe fand, es sei sinnvoll, zugunsten der Brennpunktschulen leicht am Verteilungsschlüssel zu drehen, um die Chancengleichheit der Kinder dort zu verbessern.

Sogar CDU-Gruppenpartner Weiß von der FDP wundert sich über die Argumente der Christdemokraten

Die CDU jedoch, namentlich deren Vertreterin Claudia Maria Wendt, sah genauso diese Gleichheit durch die Veränderung gefährdet – und führte als Beispiel die Gefahr an, dass andere Schulen dann vielleicht keine Flötenkurse anbieten könnten. Wendts Position ist vermutlich zu sehr von ihrer Vergangenheit als Grundschulleiterin im eher gutbürgerlichen Itzum geprägt. Ihre Argumentation machte jedenfalls sogar den FDP-Vertreter Volker Weiß fassungslos, wie Wendt von Beruf Lehrer und selbst Mitglied der CDU-Gruppe: Es sei doch klar, dass Schulen in der Nordstadt allein angesichts der Sprachprobleme vieler Kinder dort mehr Geld bräuchten als Schulen in Itzum oder Ochtersum. Dass sogar ein strammer Wertkonservativer wie Bernd Lücke (Gemeinsam plus) Rot-Grün ausdrücklich unterstützte, hätte der CDU eigentlich zu denken geben müssen. Tat es aber nicht.

Und so blieb der Eindruck zurück, die Hildesheimer Christdemokraten haben kein Problem damit, dass manche Kinder, die kaum oder gar kein Deutsch sprechen und in prekären Verhältnissen leben, ungleich schlechtere Bildungschancen haben als Mädchen und Jungen aus besserbetuchten Familien andernorts. Hauptsache, Letztere haben einen Flötenkursus.

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