Hildesheim - Das Jahr geht zu Ende, liebe Katharina, und wer sich, so wie wir, viel in sozialen Medien rumtreibt, kriegt nun einen Jahresrückblick nach dem anderen um die Ohren gehauen. Nicht nur die großen, mit den wichtigen Nachrichten des Jahres, nein, die ganz persönlichen. Wer alles wo im Urlaub war, welche Meilensteine erreicht wurden, wer alles ein Haus gebaut, ein Kind gekriegt, ein Unternehmen gegründet hat.
Uff. Also klar, so ein Jahr, da passiert eine Menge. Aber bei diesen ganzen Rückblicken auf das, was der Mensch alles Tolles geleistet hat, vergisst man: Das Jahr besteht nicht nur aus Highlights. Es besteht eben auch aus den Tagen, an denen man es nur mit Ach und Krach aus dem Bett geschafft hat, weil man einfach keine Lust mehr hatte. Aus den Momenten, in denen alles schief geht, man aber trotzdem irgendwie noch einen Grund zum Lachen findet.
Köttbullar und gute Bücher
Es besteht auch aus den Zeiten, die einfach richtig mies sind – denen man rückblickend, ganz weise, trotzdem was abgewinnen kann. Zum Beispiel, dass man tolle Freundinnen hat, die einen durch die blöden Phasen ziehen. Aber es muss gar nicht nur das ganz Tolle oder ganz Schreckliche sein: Es sind doch die Momente zwischendurch, in denen man Zeit hatte, mal ein richtig gutes Buch zu lesen – und ganz versunken darin den Bus einfach verpasste, der einem vor der Nase wegfuhr.
Oder in denen man abends zu Ikea fuhr, nur um vegetarische Köttbullar zu essen. An einem stinknormalen Dienstag. Merkt man eigentlich, dass ich zum Ende des Jahres immer etwas rührselig werde, Katharina? Jedenfalls: Ich freu mich aufs neue Jahr. Auf die guten und die schlechten Zeiten, und alles, was das Leben im Dazwischen so schön lebenswert macht.
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die Frauen um die 30 bewegen.