Hildesheim - Als ich neulich durch die Modeläden in der Stadt bummelte, wurde ich abrupt in meine Jugend zurückgeworfen – ging es dir in letzter Zeit auch mal so, liebe Julia? Da hingen sie plötzlich, die Faltenröcke, die ich früher – so mit elf – in allen Farben rauf und runter getragen habe, und die Schlaghosen, die ich als Teenie erst geliebt und dann für Röhrenjeans ad acta gelegt habe. Ein paar Meter weiter erschreckte ich mich dann bei den Accessoires, als ich auf Tattooketten stieß: So eine hatte ich mal aus der Bravo. Die 90er und Anfang-2000er sind zurück – und zwar nicht nur als Ausnahmeerscheinung für Festival-Outfits, sondern auch für den Alltag. So richtig bereit dafür bin ich ehrlich gesagt nicht.
Meine Freundin hat mir schon öfter die Weisheit ihrer Oma mitgeteilt: „Alles kommt wieder“ – und dass man deshalb viele Klamotten aufheben und in ein paar Jahren, oder auch Jahrzehnten, wieder tragen könne. Nun gut, in die Faltenröcke aus der Kinderabteilung könnte ich mich heute nicht mehr reinquetschen. Aber beim Shoppen stieß ich auch auf Cordröcke – und die hatte ich zu einer etwas späteren Zeit im Kleiderschrank. Doch sie sind irgendwann rausgeflogen und bei der Kleiderkammer gelandet. Die, die da nun an der Stange hingen, sahen exakt so aus – und ich habe mit ihnen geliebäugelt. Mist!
Nicht alles kann man nach Jahrzehnten wieder tragen
Was auch seit letztem Jahr ein großes Comeback feiert, sind die klobigen Winterschuhe von Uggs. Hatte ich früher auch – aber das Original konnte ich mir als Jugendliche natürlich nicht leisten, deswegen kaufte ich die Billig-Variante von Primark. Hier hätte es mir allerdings überhaupt nichts gebracht, wenn ich die aufgehoben hätte. Denn die Acht-Euro-Treter waren schon nach ein paar Mal Tragen völlig ausgelatscht. Man konnte mich und andere Leidensgenossinnen schnell anhand unseres Ganges entlarven, weil wir wegen der platten Sohlen merkwürdig schief in den Schuhen gingen. So manches Familienmitglied bringt diese Erinnerung noch heute zum Lachen. So gesehen ist es wohl doch gut, dass ich mich im Laufe der Zeit von einigen Kleidungsstücken getrennt habe – ganz abgesehen davon, dass sich meine Ansprüche an Kleidung zum Glück weiterentwickelt haben. Aber die Oma meiner Freundin sprach ja auch ganz sicher nicht von Fast-Fashion-Wegwerf-Schuhen. Denn sowas hatte sie bestimmt nie im Schrank.
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben sich die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die Frauen um die 30 bewegen.