■ Die Trachea (Luftröhre):
Die Trachea (Luftröhre) misst beim erwachsenen Menschen etwa 9 bis 14 cm und weist einen Querdurchmesser von 1 bis 2,5 cm auf. Sie verbindet den Kehlkopf mit den Bronchien und damit mit der Lunge. Am Übergang vom Kehlkopf zur Trachea befinden sich die Stimmbänder.
Die Luftröhre ermöglicht den Luftstrom in die Lunge hinein und aus ihr heraus und transportiert außerdem Sekret aus den unteren Atemwegen nach außen. Etwa ein Drittel der Luftröhre besteht aus einer flexiblen muskulären Membran, die übrigen zwei Drittel aus stabilisierenden Knorpelspangen.
Aufgrund dieser komplexen anatomischen Struktur ist die Trachea nur sehr eingeschränkt ersetzbar – weder künstliche noch transplantierte Luftröhren sind bislang dauerhaft erfolgreich etabliert. Der Erhalt der natürlichen Trachea ist daher ein zentrales Ziel jeder chirurgischen Strategie.
■ Die Trachealstenose (Verengung der Luftröhre):
Die Trachealstenose ist eine seltene, jedoch potenziell lebensbedrohliche Erkrankung der zentralen Atemwege. Je nach Ausmaß und Lokalisation der Verengung können die Symptome stark variieren.
Typische Beschwerden sind Atemnot, Stridor (ein pfeifendes Atemgeräusch), Heiserkeit oder andere Stimmveränderungen, ein persistierender, meist trockener Reizhusten sowie ein Enge- oder Druckgefühl im Halsbereich. Häufig werden diese Symptome zunächst als Ausdruck einer pulmonalen Grunderkrankung – etwa einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) oder eines Asthma bronchiale – fehlinterpretiert.
Charakteristisch ist der häufig schleichende Verlauf, der die Diagnosestellung erheblich verzögern kann. Wenn die narbige Stenose/Verengung bereits im Kehlkopf beginnt, sind auch Stimmveränderungen keine Seltenheit.
■ Ursache der Stenose:
Die Ursachen einer Trachealstenose sind vielfältig. Häufig tritt sie bei Patienten nach Langzeitbeatmung oder nach Anlage eines Luftröhrenschnitts (Tracheostoma) auf.
Neben diesen „erworbenen“ Ursachen gibt es auch „idiopathische“ Formen, also Stenosen ohne bekannte Ursache – insbesondere bei jüngeren Frauen ohne erkennbare Grunderkrankung.
Auch Tumoren oder systemische Erkrankungen wie z. B. Morbus Wegener (Granulomatose mit Polyangiitis) können eine tracheale Verengung verursachen. Stenosen im proximalen, kehlkopfnahen Teil der Trachea führen häufig zu einer Mitbeteiligung der Schleimhaut und des Ringknorpels des Kehlkopfes. In diesen Fällen steht die narbige Einengung in enger topographischer Beziehung zu den Stimmbändern.
■ Die Diagnostik:
Eine präzise Diagnose ist in erster Linie durch eine flexible Spiegelung der Atemwege möglich. Diese Untersuchung – als Bronchoskopie bzw. Laryngoskopie bezeichnet – gilt als Goldstandard in der Diagnostik der Trachealstenose.
Ergänzende Informationen, insbesondere zur Länge des betroffenen und des gesunden Trachealabschnitts, liefert eine hochauflösende Dünnschicht-CT mit moderner 3D-Rekonstruktion. Neben der Bildgebung sind auch Lungenfunktionsuntersuchungen ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik, da sie das Ausmaß der funktionellen Einschränkungen erfassen können.
■ Die Behandlungsmöglichkeiten:
Abhängig von Form, Lokalisation und Ursache der Stenose reicht das therapeutische Spektrum von interventionellen Verfahren – wie Laserablation, Ballondilatation, Mitomycin-Applikation, Injektionen oder der Einlage von Stents – bis hin zur chirurgischen Resektion mit Rekonstruktion des betroffenen Trachealabschnitts.
Minimalinvasive, nicht resezierende Techniken können zwar zunächst zu einer raschen Symptomlinderung führen, bergen jedoch das Risiko, bei Rezidiven die anatomischen Verhältnisse zu verschlechtern. Wiederholte Interventionen können zur Ausdehnung der Stenosenstrecke führen und eine spätere definitive chirurgische Versorgung erheblich erschweren.
Dies kann nicht nur den Operationsumfang unnötig vergrößern, sondern auch das perioperative Risiko erhöhen. Insbesondere bei komplexen Fällen mit Beteiligung der Stimmbänder ist der Erhalt der Stimmfunktion ein zentrales therapeutisches Ziel.
Gerade deshalb ist es entscheidend, bereits bei der Erstdiagnose den möglichen Verlauf der Erkrankung mitzudenken und die Therapieentscheidung unter Berücksichtigung langfristiger Perspektiven interdisziplinär zu treffen. Die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen ermöglicht es, die individuell passende Behandlungsstrategie für die betroffenen Patienten präzise zu ermitteln und anzubieten.
Jede interventionelle Maßnahme sollte ausschließlich in einem spezialisierten Zentrum erfolgen, das nicht nur über die notwendige interdisziplinäre Expertise verfügt, sondern auch die chirurgischen Therapieoptionen in vollem Umfang beherrscht und anbieten kann.
■ Chirurgie durch moderne Hilfsmittel:
Die chirurgische Therapie der Trachealstenose basiert auf der vollständigen Entfernung (Resektion) des verengten und vernarbten Abschnitts der Luftröhre unter Erhalt der Stimmbandfunktion mit anschließender End-zu-End-Anastomose – also dem direkten Zusammennähen der gesunden Enden der Luftröhre einerseits und des Kehlkopfs andererseits.
Dabei stellt sich immer wieder die Frage: Wie viel Luftröhre kann man überhaupt entfernen, ohne ihre Funktion dauerhaft zu gefährden? Je nach individueller Anatomie und Mobilisierbarkeit können jedoch mehr als die Hälfte der Trachea entfernt werden – ohne dass es zu einem relevanten funktionellen Defizit kommt.
Das bedeutet, dass auch relativ lange Engstellen und/oder erkrankte Abschnitte chirurgisch behandelbar sind, wenn die operative Planung und Technik entsprechend präzise durchgeführt werden. Hierbei spielen Faktoren wie Alter, Gewebeelastizität, Halslänge und Vorerkrankungen eine entscheidende Rolle.
Patienten mit Tracheostoma und gleichzeitig bestehender Trachealstenose sind oft zusätzlich in ihrer Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt, da ihnen das Sprechen meist nicht möglich ist. In solchen Fällen kann eine chirurgische Resektion nicht nur die Engstelle beseitigen, sondern gleichzeitig die anatomischen Voraussetzungen für eine normale Stimmgebung wiederherstellen – mit einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität.
Die erfolgreiche Durchführung dieser spezialisierten und hochkomplexen Eingriffe erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Neben der Thoraxchirurgie sind insbesondere die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Anästhesiologie, Pneumologie und Logopädie integrale Bestandteile des Behandlungsteams.
Daher ist es essenziell, das therapeutische Ziel frühzeitig im Gesamtkontext zu planen und – falls möglich – auf eine definitive operative Lösung hinzuwirken, bevor die Verhältnisse sich verschlechtern.
Armen Aleksanyan
Chefarzt Klinik für Thoraxchirurgie, Facharzt für Viszeralchirurgie, Facharzt für Thoraxchirurgie, Helios Klinikum Hildesheim