Kolumne: Echt jetzt!

Platz da, hier kommt mein Jeep – oder: Wie ein Autofahrer im Kreis Hildesheim erst mein radelndes Kind in Gefahr brachte und dann losbrüllte

Hildesheim - Mit kleinen Kindern im Straßenverkehr unterwegs zu sein, ist oft alles andere als ein Spaß. Aber: Irgendwie müssen sie das doch lernen, oder? Blöd allerdings, wenn man auf der Fahrbahn den Falschen begegnet.

„Verdammte Scheiße, Sie können hier doch nicht so beschissen Rad fahren – noch dazu mit Kindern!“ Äh, wie bitte? Foto: HAZ

Hildesheim - Das Gesetz des Stärkeren gilt doch irgendwie – egal, wohin man schaut. Und wo sitzt der oder die Stärkere oft? Genau, hinterm Steuer eines vorzugsweise großen Autos. Ich bitte um Verzeihung, wenn ich heute zu tief in Klischeekisten greife. Aber ich habe mich echt geärgert! Wer schon mal mit einem kleinen Kind Rad gefahren ist, kennt vielleicht ähnliche Situationen. Kleine Kinder sind ja per se eher unsichere Radler, sprich: Anfänger. Trotzdem wagen es Erwachsene eines Tages, mit ihnen gemeinsam den Straßenverkehr zu beradeln. Wie sonst sollten Kinder auch das sichere Fahren lernen?

Zehn Stundenkilometer waren erlaubt

Jüngst hatten wir uns eine verkehrsberuhigte Zone in Bad Salzdetfurth für eine Radtour ausgesucht – mit dabei mein Vierjähriger auf seinem sehr kleinen Fahrrad. Blöd nur, dass an jenem Tag zahlreiche Ausflügler jene Strecke nutzten, natürlich im Auto. Ich fuhr deshalb zum Schutz links von meinem Sohn, damit er nicht aus Versehen nach links – und damit vor ein Auto – ausscherte. Zehn Kilometer pro Stunde waren den Autofahrern übrigens erlaubt, daran hielt sich aber wirklich niemand. Auto an Auto rauschte viel zu schnell an uns vorbei, weshalb ich kurzerhand noch weiter links fuhr.

Wer im Jeep sitzt, hat recht?

Ein Mann im Jeep musste deshalb abbremsen, kurbelte daraufhin sein Fenster herunter und brüllte in einer Affenlautstärke heraus (ich zitiere wörtlich): „Verdammte Scheiße, Sie können hier doch nicht so beschissen Rad fahren – noch dazu mit Kindern!“ Ich wusste nicht, ob ich zuerst seine Raserei oder doch lieber seine Wortwahl loben sollte, noch dazu vor Kindern. Deshalb entschied ich mich für die dritte Option: gaaaaaaanz langsam vor ihm weiterzufahren.

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