Kolumne: Echt jetzt!

Platz machen für andere? Bei dieser Veranstaltung in Hildesheims Innenstadt war das nicht immer selbstverständlich

Hildesheim - Der Pflasterzauber in Hildesheim war großartig, da stimmen wohl viele zu. Was sich in großen Menschenansammlungen allerdings manchmal so abspielt, ist weniger schön.

Mitten in der Menge rauchen? Wie angewurzelt stehen bleiben, wenn ein Kind vorbei möchte? Manche Verhaltensweisen lassen Fragen offen.... Foto: HAZ

Hildesheim - Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an jeden gedacht. Kennen Sie diesen Spruch? Er kam mir jüngst in den Sinn, beim Hildesheimer Pflasterzauber. Am Freitag und Samstag gab es in der Innenstadt ja wieder jede Menge Straßenkünstler zu sehen. Da die Sonne schien, war es teilweise sehr, sehr voll bei den Auftritten. Mit Rücksicht ist es in solchen Momenten vielleicht möglich, dass trotzdem jede und jeder den Artisten zusehen kann. Hier mal eine kleine Person nach vorne lassen, da etwas zusammenrücken. Das sieht aber wohl nicht jeder so.

Zigarette an!

Mein (Negativ-)Highlight war jener ältere Herr, der bei einem Auftritt auf einem Papphocker in der ersten Reihe saß. Die Kinder hinter ihm reckten die Hälse, um etwas sehen zu können – überhaupt war es unglaublich voll, es gab kaum einen freien Meter. So voll übrigens, dass eine Frau mit den Worten „Ich kriege Platzangst“ das Weite aus der Menge suchte. Und was machte nun dieser Mann? Er zündete sich eine Zigarette an. Als das in seinem direkten Umfeld verständlicherweise sofort erste Klagen auslöste, entschied er sich zu handeln. Er löschte aber nicht etwa seine Zigarette. Nein, er stand auf, um zu rauchen. „So stört der Rauch weniger“, sagte er. Dass nun allerdings niemand hinter ihm mehr etwas sehen konnte, war für ihn offenbar zweitrangig, alle Rufe prallten ab.

Kinder will durch? Nö!

Auch bei einigen anderen Auftritten fiel etwas auf: Wer einen Platz ergattert hatte, blieb, koste es, was es wolle. Da wurden Kinder angemotzt, die sich nach vorne durchwuselten. Da trugen hilfsbereite Zuschauer bei spontanem Platzbedarf der Künstler Bänke zur Seite, auf die sich diese Menschen gerne selbst gesetzt hätten – wären da nicht bereits andere in Lauerstellung gewesen, die sofort los sprinteten. Alles in allem war es natürlich eine tolle Veranstaltung. Aber mit etwas mehr Rücksichtnahme, da wäre sie gar zauberhaft gewesen.

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