Der Einsatz von Robotern in der Medizin wird zunehmen, auch in Deutschland, ist sich Priv.-Doz. Dr. Kourosh Zarghooni, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie im Helios Klinikum Hildesheim, sicher.
Seit diesem Jahr arbeiten Dr. Zarghooni und sein Team mit dem sogenannten Roboter ROSA. Bis Anfang Juni kam der Roboter bei fast 100 Knie-Operationen zum Einsatz. Das Gerät soll einen noch präziseren Knochenschnitt ermöglichen, erklärt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. „Das funktioniert sehr gut.“
Noch im Operationssaal misst der Operateur mit Hilfe des Roboters das Gelenk aus und untersucht ganz genau, wie es sich bewegt. So können die Ärzte optimal planen, wie die Prothese am besten eingesetzt werden kann. In Echtzeit liefert die Technik exakte Daten über die Position des Knies und passt sich kleinsten Bewegungen an. Dazu werden den Patienten während der Operation am Bein Tracker angebracht, die über Kameras erfasst werden. So kann ein dreidimensionales Modell des Kniegelenkes und der Beinachse erstellt werden. Vor allem am Knie können schon millimetergroße Abweichungen Auswirkungen auf das OP-Ergebnis haben. Der Roboter sorgt nun für größtmögliche Genauigkeit.
Der Vorteil für Patientinnen und Patienten: Sie seien nach der Operation viel schneller wieder mobil und erholen sich zügiger – oft können sie das Krankenhaus schon nach wenigen Tagen verlassen.
Bevor der Operationsroboter, der Ende vergangenen Jahres ins Helios Klinikum kam, zum Einsatz kam, wurden die behandelnden Ärztinnen und Ärzte intensiv geschult und konnten das System bereits in anderen Zentren in der Praxis kennenlernen. Für Patientinnen und Patienten entstehen keine zusätzlichen Kosten, wenn sie sich für eine Operation mit robotischer Unterstützung entscheiden – die Leistung wird von der Krankenkasse übernommen.
Auch die Dauer der OP bleibt unverändert. „Patientinnen und Patienten haben keine Nachteile“. Komplikationen habe es bislang nicht gegeben. Wer skeptisch gegenüber der Robotik ist, den kann Zarghooni schnell überzeugen. Denn es handelt sich ausdrücklich um ein reines Assistenz-System zur Unterstützung bei der Knieendoprothetik, der Roboter führt weder Instrumente, noch kann er aktiv eingreifen – alle Entscheidungen treffen die Mediziner.
„Das System kommt bei allen gut an.“ Die Rückmeldungen seien positiv gewesen. Bereits nach vier bis fünf Tagen könnten die frisch Operierten das Krankenhaus verlassen, um danach in die ambulante Reha zu gehen. Zudem hätten sie am Ende weniger Schmerzen.
Sinnvoll ist der Einsatz des Roboters, dem „Robotic Surgical Assistant“, allerdings nur bei einer Erstbehandlung, erklärt der Orthopäde. Bei einem reinen Austausch der Prothese habe das Gerät noch keinen Mehrwert. Die Nachsorge sei identisch zur früheren Operationsweise, weiß Marcus Peters, Abteilungsleitung des Therapie-Campus im Helios. „Wir achten immer darauf, dass die Patientinnen und Patienten schnell wieder in Bewegung kommen und so schnell wie möglich aufstehen.“
Bis Menschen mit einer Knie-Prothese allerdings wieder richtig Sport machen können, dauere es schon einige Zeit. Start-Stopp-Sportarten, zum Beispiel Tennis, sollten demnach erst einmal vermieden werden. „Ideal ist es, wenn ein Patient oder eine Patientin am Ende vergisst, dass er oder sie überhaupt ein künstliches Gelenk hat.“
Meist kämen Betroffene erst, wenn die Arthrose schon weit fortgeschritten und eine Operation wegen des hohen Verschleißes nicht mehr zu vermeiden ist. Grund für eine Arthrose kann zum Beispiel eine Knorpelverletzung sein. Wichtig sei, auf das eigene Körpergewicht zu achten und die Streckmuskulatur zu trainieren, um fit zu bleiben und im besten Fall nie eine Operation zu benötigen.
Arbeitete das Knie nicht richtig, wirke sich das auch schnell auf den Rücken und die Hüfte aus, das Gangbild ändere sich und es entwickelten sich neue Routinen. Bis nach einer Operation der Endzustand erreicht ist, könne es Wochen oder Monate dauern. Sehr schnell könnten Betroffene aber deutlich besser gehen und hätten weniger Beschwerden.
Saskia Helmbrecht