Hildesheim - Hast du auch einen Bereich in deinem Leben, in dem du eine absolute Nulpe bist, aber trotzdem keinerlei Ehrgeiz verspürst, das zu ändern, liebe Julia? Bei mir ist’s leider einer, mit dem ich ein absolutes Geschlechterklischee erfülle: Lass irgendwas in meinem Auto aufblinken, piepen, nicht funktionieren, und ich bin absolut verloren.
Naja, genauer gesagt muss nicht mal was kaputt sein. Schon das Wechseln der Sommerreifen gegen die Winterreifen und andersrum ist eine kleine Herausforderung. Dazu bin ich natürlich nicht selbst in der Lage. Aber auch den richtigen Moment für den Anruf in der Werkstatt zu erwischen – von O bis O und so –, fällt mir erstaunlich schwer. Und so habe ich diese Frist auch diesmal verpennt. Ich rief also wieder mal viel zu spät und kleinlaut in der Werkstatt an und sagte: „Ich brauche einen Termin zum Reifenwechsel“.
Das große Missverständnis
Da durchzuckte es mich direkt, weil eine innere Stimme in meinem Kopf brüllte: „RADWECHSEL, das heißt RADWECHSEL, du brauchst einen RADWECHSEL!!!“. Mist, das hatte mir doch mal einer, dem Autos sehr wichtig waren, eingebläut. Hat aber offensichtlich nicht geklappt – verhängnisvollerweise. Denn beim Wort „Reifenwechsel“ scheinen sich für Profis viele Anschlussfragen zu ergeben, die mir der Werkstattmitarbeiter am Telefon alle nacheinander stellte. Beantworten konnte ich ihm keine einzige. „Ähm, ich glaube, es ist nichts Kompliziertes“, stammelte ich irgendwann. Ob der Mann damit was anfangen konnte? Wahrscheinlich nicht, aber die Räder sind nun gewechselt. Inklusive Reifen! Vielleicht sollte ich das Gespräch das nächste Mal, wenn es unangenehm wird, einfach auf ein anderes Thema lenken, bei dem ich auch mitreden kann. Was hältst du von: „Und, was ist Ihre Lieblingstankstelle?“
In der Kolumne „Unter uns“ schreiben die HAZ-Redakteurinnen Katharina Brecht und Julia Haller im Wechsel über Themen, die nicht nur Frauen um die 30 bewegen.
